Es sagt viel über die Wertschätzung einer Partnerschaft aus, wenn man sie durch einen Tweet um 23:00 Uhr nachts beendet. Noch mehr, wenn man diese im Nachhinein relativiert und verhöhnt.

Nichts geringeres hat der Präsident der [#USA], Donald J. [#Trump], mit seiner Ankündigung zum Rückzug der US-Soldaten aus Nord-[#Syrien] getan. Von einem Reporter angesprochen, ob man mit diesem Schritt die Kurden nicht hintergehe, nachdem sie mit den USA gemeinsam den sog. „[#IS]“ bekämpft hatten, antwortete Trump salopp:

„Die Kurden kämpfen für ihr Land. Nur zum Verständnis: Sie kämpfen für Ihr Land. Und irgendjemand hat heute einen sehr starken Artikel geschrieben. Sie haben uns nicht im zweiten Weltkrieg geholfen. Sie haben uns nicht in der [#Normandie] geholfen. Sie haben uns zwar bei der Verteidigung ihres Landes geholfen, aber das ist etwas ganz Anderes.“ [1]

Mehr Spott und Verachtung kann man seinem angeblichen „Verbündeten“ nicht schenken. Doch wie so oft im Leben stellt man sich auch hier, nachdem man von den scheinheiligen Westmächten und selbsternannten „Hütern des Friedens“ verraten wird, die Frage: War dieser Schritt abzusehen? Ein kurzer Blick in die Geschichte verrät uns: Ja, es war abzusehen.

Im Laufe der Geschichte haben die kolonialistischen Westmächte die kurdischen #Separatisten immer wieder für ihre Zwecke missbraucht, um sie dann fallen zu lassen und zu hintergehen. Mehrere Ereignisse belegen uns dies eindrucksvoll. Wir möchten nur einige Beispiele aufzeigen, die eindrucksvoll belegen, dass die Angelegenheiten der Kurden für die [#Kolonialisten] völlig belanglos sind, und die „Kurdenfrage“ nur als Mittel zur Verwirklichung ihrer eigenen Interessen dient.


1. Der Vertrag von Sèvres – 1920

[#Großbritannien] und [Frankreich] säten unter den Muslimen die Saat des [#Nationalismus], um sie zur Bekämpfung des Osmanischen Kalifats in seiner Funktion als letztes islamisches [#Kalifat] zu bewegen. Als Gegenzahlung wurden ihnen schwache nationale Staaten versprochen. So auch den Kurden.

Das Britische Empire versprach dem kurdischen Anführer, Mahmood Al-Hafeed, im Jahr 1919 einen eigenen kurdischen Staat, wenn er das sich mit Großbritannien im Krieg befindende Osmanische Kalifat bekämpft. Nachdem Al-Hafeeds Truppen die Osmanen in Sulaimaniyya vertrieben, nahm Großbritannien sein Versprechen zurück und vertrieb Al-Hafeed ins Exil nach [#Indien].

Im darauffolgenden Jahr zwang Großbritannien mit dem Vertrag von Sèvres dem damaligen Kalifen der Muslime, Mohammad Waheeduddin, eine Klausel auf, welche die Gründung eines unabhängigen [#Kurdistan] mit [#Diyarbakir] als Hauptstadt vorsah. Dieses Vorhaben sollte tatsächlich jedoch den Kalifen der Muslime schwächen und die laizistischen Kräfte rund um den englischen Vasallen Mustafa Kemal stärken. Jene laizistischen Kräfte, die in einem vorbestimmten „Unabhängigkeitskrieg“ diese „Schmach der Türken“ verhindern, die nationalistischen Gefühle erwecken und das Vertrauen der Bevölkerung in die Jungtürken entfachen sollte.

Großbritannien zog sich aus der [#Türkei] zurück. Sein Vorhaben der Machtergreifung der laizistischen Kräfte in der Türkei und die Schwächung des Kalifen hatte Erfolg. Ein Unabhängiges „Kurdistan“ war nicht mehr im Interesse Großbritanniens. Der Vertrag von [#Sèvres] fand nie Anwendung.


2. Der Vertrag von Lausanne – 1924

Im darauffolgenden Jahr zwang Großbritannien mit dem Vertrag von Sèvres dem damaligen Kalifen der Muslime, Mohammad Waheeduddin, eine Klausel auf, welche die Gründung eines unabhängigen [#Kurdistan] mit [#Diyarbakir] als Hauptstadt vorsah. Dieses Vorhaben sollte tatsächlich jedoch den Kalifen der Muslime schwächen und die laizistischen Kräfte rund um den englischen Vasallen Mustafa Kemal stärken. Jene laizistischen Kräfte, die in einem vorbestimmten „Unabhängigkeitskrieg“ diese „Schmach der Türken“ verhindern, die nationalistischen Gefühle erwecken und das Vertrauen der Bevölkerung in die Jungtürken entfachen sollte.

Auch die kurdische Republik „[#Ararat]“ sollte nur von kurzer Dauer sein. Großbritannien, das mit dem Vertrag von [#Lausanne] sein Endziel erreicht hatte, nämlich die Zerstörung des Kalifat und eine laizistische türkische Republik, hatte kein Interesse mehr an einen Staat für die Kurden. Im Vertrag von Lausanne fand ein kurdischer Staat ja nicht einmal mehr Erwähnung. Großzügig wurde dem englischen Vasallen Mustafa Kemal bei der Zerschlagung der Republik Ararat freie Hand gewährt. [2]


3. Sturz Abdel Karim Qasim, Irak 1963

Nach dem zweiten Weltkrieg betraten die im Krieg verschont gebliebenen USA die politische Weltbühne. Nach und nach versuchten sie, den Briten ihre Kolonien zu entreißen und den anglo-amerikanischen Konflikt für sich zu entscheiden. Dabei kannten die USA kein Erbarmen. Ihnen war für das Erreichen ihrer eigenen politischen Interessen jedes Mittel Recht. Selbst wenn dies den Tod Millionen unschuldiger Zivilisten bedeuten würde. Ein Volk, dass als Leiter für die Hegemonialbestrebungen der USA gelten sollte, waren die Kurden.

Die USA haben es durch einen Militärputsch geschafft, den britischen Vasallenkönig Abdullah im Jahr 1958 zu stürzen. Doch schon bald widersetzte sich der neue Machthaber Abel Karim Qasim den amerikanischen Befehlen und unterstütze kommunistische Bewegungen im [#Irak]. Amerika bewaffnete die irakischen Kurden und unterstütze sie in ihrem Aufstand gegen Qasim. Gleichzeitig suchte die USA im Militär neue hörige Vasallen.

Abdel Karim Qasim wurde schließlich durch einen von den USA unterstützten Militärputsch von Baathisten gestürzt. Dies bestätigten sowohl der Generalsekretär der [#Baath]-Partei Ali Saleh Saadi sowie der damalige jordanische König Hussein bin Talal. [3] Die USA stellten die Waffenlieferungen an die Kurden sofort ein und unterstützten die neue irakische Regierung mit Milliarden. So übergaben die USA [#Bagdad] ebenfalls [#Napalm], welches die irakische Regierung gegen die kurdische Zivilbevölkerung einsetzte. [4]


4. Die USA nutzen die Kurden, um das Baath-Regime unter Saddam Hussein aufzubauen, Irak 1968

Großbritannien schaffte es mit einem erneuten Militärputsch unter General al-Bakr und seinem jungen Stellvertreter Saddam Hussein, das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Der britische Botschafter in Bagdad war einer der ersten, der den Coup willkommen hieß. [5]

#Amerika bediente sich erneut der Kurden, um die britisch-nahe Regierung im Irak zu stürzen. Angeführt von Henry #Kissinger, bewaffneten die USA die Kurden über drei Jahre mit Waffen im Wert von ungefähr 16 Millionen Dollar.

Ziel dieser Aktion war es, die irakische Regierung in einen lang anhaltenden Konflikt zu verwickeln, um es so ausbluten zu lassen. Ebenfalls bedienten sich die USA der Hilfe des Iran, die ebenfalls die angrenzenden Kurden bewaffneten.

Doch schon 1975 sollten die USA die Kurden wieder hintergehen. In diesem Jahr schlossen der Irak und der Iran eine Abmachung, die Saddam das gab, was er sich lang ersehnt hatte. Die sofortige Beendigung aller Hilfen für die Kurden.

Die USA informierten die Kurden über diesen politischen Umschwung nicht. Das irakische Militär drang in den Norden ein und massakrierte über 35.000 Kurden. [6]

Die Hilfeschreie der Kurden sollten bei Kissinger auf taube Ohren stoßen. Auf den Verrat angesprochen, sagte er lediglich, dass „Verdeckte Handlungen nicht zu verwechseln seien mit Missionarsarbeit“[7] Doch selbst ein eigener Untersuchungsausschuss kam zu dem Schluss, dass „selbst unter dem Kontext der verdeckten Arbeit, unsere Handlungen ein zynisches Unterfangen waren“. [8]


5. USA lassen Saddam Nervengift gegen die Kurden einsetzen

Der blutrünstige Diktator, Saddam Hussein, führte in den 1980er Jahren einen regelrechten #Genozid gegen die Kurden im Nordirak. Trotz seiner Verbrechen ließen die USA ihn ungehindert seine Schandtaten ausführen. Die #Reagan Administration blockierte alle Versuche des Kongresses, Sanktionen gegen den Irak aufzustellen.

Selbst der Einsatz von Giftgas, den die USA auf Monitoren live verfolgten, war für sie kein Grund, den Genozid an die Kurden zu verhindern. [9] Selbst für die US-Medien, die von emotionalen Nachrichten leben, war die Thematisierung des Giftgas-Angriffes keine Schlagzeile Wert. Als ein Reporter der #WashingtonPost ein Foto veröffentlichen wollte, das einen durch Giftgas getöteten Kurden zeigte, antwortete sein leitender Redakteur bloß: „Wen interessiert das?“ [10]


6. USA verraten Kurden erneut im 2. Golfkrieg

Die USA sollten in den Kurden im 2. #Golfkrieg erneut falsche Hoffnungen wecken. Im Jahr 1991 rief der US-Präsident, George Bush Senior, die Kurden dazu auf, sich der amerikanischen Kampagne gegen den Irak anzuschließen und Diktator Hussein zu stürzen. Sowohl die Kurden im Norden als auch die Schiiten im Süden folgten seinem Aufruf.

Wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, war Bush nicht ganz ehrlich, was die Beseitigung des grausamen Diktator betraf. Wieder einmal schauten die USA einfach weg, als Saddams Truppen grauenvolle Massaker an die Kurden verübten.

#NewYorkTimes Kolumnist, Thomas Friedman, erklärt die Gründe für die Zwiespältigkeit der USA. So sagt er, dass Bush nie eine Rebellion der Kurden gegen Saddam unterstützte, um eine demokratische Regierung im Irak aufzubauen. Denn es war Saddams eiserne Hand, die den Irak zusammen hielt. Stattdessen wollten die USA, dass das irakische Militär – und nicht irgendwelche Rebellen – die Führung im Irak übernimmt. Auf diese Weise hätte #Washington weiterhin eine eiserne irakische Junta an der Macht, nur ohne Saddam Hussein. [11]


7. USA erkennen kurdisches Unabhängigkeitsvotum im Nordirak nicht an

Auch die Trump Administration sollte ihren Vorgängern folgen und die Kurden früh nach Aufnahme der Regierungstätigkeit betrügen.

Am 25. September hielt die autonome kurdische Region Nordiraks ein Unabhängigkeitsreferendum ab. Diesem wurde international mit gemischten Gefühlen begegnet. Doch einer der größten Kritiker dieses Referendums sollten die USA sein. Mehrere große Kaliber der Trump Regierung sprachen sich öffentlich vehement gegen die Abhaltung des Referendums aus und äußerten sogar Drohgebärden, sollte #Barzani sein Vorhaben in die Tat umsetzen.

So sagte der US-Sondergesandte für die Anti-„#IS“ Koalition, Brett McGurk, dass sich die Durchführung des Referendums zum jetzigen Zeitpunkt destabilisierend auswirken würde.[12]

Auch versuchte der ehemalige Außenminister Rex #Tillerson Barzani in einem Telefongespräch dazu zu drängen, dass Referendum zu verschieben.Nachdem das Referendum stattfand, weigerte sich Tillerson, das Ergebnis zu akzeptieren. So sagte er in einem Statement: „Die Vereinigten Staaten erkennen das Unabhängigkeitsreferendum der regionalen kurdischen Regierung nicht an. Der Abstimmung fehlt es an Legitimität. Wir unterstützen weiterhin ein vereintes, föderales […] Irak.“ [13]


8. Fazit

Die Beziehungen der Kolonialisten zu unseren kurdischen Geschwistern sind wie beim restlichen Teil der #Muslime geprägt von Verrat und Ausbeutung. Wir Muslime sind in ihren Augen wertlos. Wir sind ein Mittel, dass sie immer wieder einsetzen, wenn sie es brauchen und dann wieder wegwerfen, sobald es seinen Zweck erfüllt hat.

Selbst hochrangige Politiker in den USA wie Lindsey Graham, die sich öffentlich gegen den Verrat Trumps stellen, stimmen der Politik der US-Administration insgeheim zu, wie Graham selber in einem Streich-Anruf gegenüber zwei russischen Komikern zugab.[14]

Wie die USA die Kurden tatsächlich betrachten, gab Jon Schwarz in einem Artikel in #TheIntercept treffend wieder:

„Auf der einen Seite stellen die Kurden ein perfektes Mittel der US-Außenpolitik dar. Wir können die Kurden – in welchem Land auch immer, das unseren Feind darstellt – bewaffnen. Egal, ob wir der Regierung des Landes Probleme bereiten oder andere Ziele erreichen wollen. Auf der anderen Seite möchten wir nicht, dass die Kurden zu stark werden. Falls dies geschehen sollte, könnten die anderen Kurden – also jene, die im Nachbarstaat leben, dass gerade unser Verbündeter ist – Ideen über #Freiheit und #Unabhängigkeit bekommen.“ [15]

Ein berühmtes kurdisches Sprichwort besagt: Die Kurden haben keine Freunde außer den Bergen. Doch auch dieses stimmt nicht. Die Kurden haben über 1.000 Jahre im gerechten islamischen Kalifat Schutz und Anerkennung genossen. #Allah (swt) hat sie sogar in seiner Allmacht zu den Führern der Muslime erhoben. Helden des Islam, wie der Bezwinger der #Kreuzritter, Salah ad-Din al-Ayyubi (#Saladin), oder Imam #IbnTaymiya, der die Muslime gegen die #Mongolen mobilisiert hat, haben die Muslime angeführt und siegen lassen.

Nachdem die Kurden jedoch anfingen, ihre Ehre außerhalb des Islam – wie etwa im Nationalstolz – zu suchen und auf die falschen Versprechungen der USA zu hoffen, ereilte sie die selbe Schmach wie die anderen Muslime. Hierüber spricht Allah (t):

„Er macht ihnen Versprechungen und erweckt Wünsche in ihnen, und was Satan ihnen verspricht, ist Trug.“ (4:120, Koran)

Einzig und allein das islamische Kalifat wird imstande sein, diese glorreiche Geschichte der Kurden zu wiederholen!

Quellen:

[1] https://www.nytimes.com/2019/10/10/world/middleeast/trump-kurds-normandy.html

[2] https://www.middleeasteye.net/news/kurds-history-betrayal?fbclid=IwAR3rrbt8KnVmiVHMAjyidkMHNo0LNZJZl_KbMNoQpaT2IUoF_pMCmhVzOf0

[3] https://www.nytimes.com/2003/03/14/opinion/a-tyrant-40-years-in-the-making.html

[4] https://71republic.com/2019/10/10/kurdistan-long-history-us-betrayal/

[5] https://markcurtis.wordpress.com/2007/02/12/the-massacres-in-iraq-1963/

[6] https://intpolicydigest.org/2019/10/09/cynical-enterprises-the-kurds-await-their-fate/

[7] https://history.state.gov/historicaldocuments/frus1969-76v27/d278

[8] https://archive.org/stream/PikeCommitteeReportFull/Pike-Committee-Report-Full-ourhiddenhistory_dot_org_djvu.txt

[9] https://www.nytimes.com/1988/09/15/world/us-says-it-monitored-iraqi-messages-on-gas.html

[10] https://books.google.de/books?id=LTAgAQAAQBAJ&lpg=PP1&dq=a+problem+from+hell&pg=PT139&redir_esc=y#v=onepage&q=“who%20will%20care“&f=false

[11] https://www.nytimes.com/1991/07/07/weekinreview/the-world-a-rising-sense-that-iraq-s-hussein-must-go.html

[12] https://www.kurdistan24.net/en/analysis/eb66278b-ac31-4945-8d49-d5d3302c7e3e

[13] https://www.reuters.com/article/us-mideast-crisis-kurds-usa/u-s-does-not-recognize-kurdish-independence-vote-in-iraq-tillerson-idUSKCN1C42TS

[14] https://edition.cnn.com/2019/10/10/politics/lindsey-graham-trump-hoax-call/index.html

[15] https://theintercept.com/2019/10/07/kurds-syria-turkey-trump-betrayal/