Kaum eine Präsidentschaftswahl war so spannend, wie die Wahl um das Amt des Präsidenten Amerikas dieses Jahr. Wer wird die momentan wohl mächtigste Person der Welt? Diese Frage dominierte die Weltöffentlichkeit und die Medien mehrere Monate lang. Dabei ähnelte der ausgetragene Wahlkampf mit zunehmender Zeit immer mehr einer Schlammschlacht als einer seriösen Auseinandersetzung zwischen zwei Personen, die für ihr Land das Beste wollen. Kinder, Ehepartner, Krankheiten und ehemalige Eskapaden wurden genauso häufig diskutiert, wie grundsätzlich inhaltliche Standpunkte; auch von den Kandidaten selber. Doch was erwartet uns in der nächsten Legislaturperiode wirklich? Was wird sich ändern und was bleibt gleich?
Die Weltöffentlichkeit hat sich zumindest zu großen Teilen auf Seiten Clintons geschlagen und geschlossen gegen Trump gestellt. Der Grund? Man hat sich vor den Konsequenzen gefürchtet, die man zu erwarten hat, wenn Trump tatsächlich gewinnen sollte. Die populistischen bis rassistischen Einstellungen Trumps haben viele Angst und Bange werden lassen, dass er diese für Amerika und ebenfalls für die restliche Welt spürbar machen wird. Die Reaktion war, dass viele sich demonstrativ auf die Seite Clintons gestellt haben. Darunter sogar einige Republikaner, die sich damit klar von Trumps Äußerungen distanzieren wollten, aber vor allem fielen unter diese Reaktion die Minderheiten Amerikas: Schwarze, Mexikaner und auch Muslime.
Warum die Wahl nichts Grundsätzliches verändern wird
Viele Menschen sind mit der Politik Amerikas nicht zufrieden. Innenpolitisch wird ein eiskalter Kapitalismus gefahren, der die Vermögensschere in der Bevölkerung immer weiter auseinanderklaffen lässt und außenpolitisch werden auf Kosten anderer die eigenen Interessen befriedigt. Von Wahl zu Wahl wird dann gehofft, dass sich mit dem neuen Präsidenten etwas verändert und siehe da, es passiert nichts. Also abwarten bis zur nächsten Wahl und wieder hoffen. Doch diese nicht vorhandene Veränderung ist nicht Produkt der Präsidenten, sondern es ist ein Produkt des Systems, in dem die Präsidenten gewählt werden und dieses System lässt bestimmte grundsätzliche Veränderungen nun mal nicht zu:
Zum einen muss benannt werden, dass die Wahl innerhalb eines neoliberalen-kapitalistischen Systems stattfindet und dass der Präsident und seine Partei nur so viel Handlungsspielraum haben, wie es dieses System zulässt. Natürlich können Gesetze und einzelne Veränderungen vorgenommen werden, doch nur im Rahmen des Systems.
Zum anderen ist es eine offene Tatsache, dass Amerika der momentane Weltmacht-Führer ist. Diese Position gepaart mit der schon angesprochenen kapitalistischen Grundidee, auf der das Land aufbaut, einer Bevölkerung und einer Wirtschaftslobby, die niemals bereit wären, diese Position für ihr Land aufzugeben, verpflichten den amerikanischen Präsidenten alles erdenkliche zu tun, um diese Position beizubehalten. Zur Verteidigung dieser Position hat sich Einflussnahme in Form von Krieg, selbst eingesetzten Herrschern oder wirtschaftliche Abhängigkeit anderer Länder immer wieder als effizient erwiesen. Somit werden auch solche Dinge innerhalb des vorhandenen Systems immer beibehalten werden, egal wer nun Präsident ist.
Was zu tun ist
Jeder, der wählt, sollte sich dessen bewusst sein und sollte sich bewusst sein, dass er sich mit einem Kreuz auf einer Wahlkarte zumindest teilweise mitverantwortlich dafür macht, was die von ihm gewählte Partei tut, mal abgesehen von der Tatsache, dass das Wählen in einem anderen System als dem des Islam nicht erlaubt ist. Das sollte gerade uns als Muslime sensibel machen, da wir der Überzeugung sind, dass wir für das, wofür wir verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Aber auch die Mehrheitsgesellschaft sollte sich überlegen, ob sie ihre Mündigkeit mit dem Wahlzettel zusammen in die Urne schmeißen, ob nun in Amerika oder hier in Deutschland. Vielmehr sollte das öffentliche Meinungsbild verändert werden, indem wir unser Umfeld darauf bewusst machen, dass die Wahlen keine Veränderungen bringen werden.