Wir befinden uns auf der griechischen Insel Kreta, lange vor unserer Zeit. Um genauer zu sein, 1700 Jahre vor Christus. Wenn man den Schätzungen einiger Historiker Glauben schenken mag, dann entstand hier zu diesem Zeitpunkt gerade die erste europäische Zivilisation. Doch wer denkt, die Einwohner Kretas hätten ihre und damit die europäische Zivilisation aus eigenen Kräften aufbauen können, liegt falsch. Es waren vielmehr die afrikanischen Stämme rund um den Niltal, die ihre Zivilisation nach Kreta brachten.

Wie die Geschichte dann weiter verlief, ist bekannt. Die Griechen bauten eine eigene Kultur und Zivilisation auf und gaben diese an die Römer weiter, die diese dann aufgrund des Zuwendens zu religiösen und spirituellen Werten vernachlässigten und aufgaben. Doch bald schon sollte wieder eine Gruppe Afrikaner kommen. Diesmal waren es Muslime, die Zivilisation, Technologie, Fortschritt, Kunst und Kultur wiedereinmal nach Europa brachten.

Nach dem Zusammenfall des römischen Imperiums und dem Eindringen der Hunnen wurden viele Kriegsstämme Europas nach Westeuropa gedrängt. Im Jahre 711 kamen dann die Muslime nach Spanien und waren dort mit diesen Kriegsstämmen konfrontiert. Die Muslime erlangten Herrschaft über Portugal, Spanien und Süd-Frankreich. Der britische Historiker Basil Davidson bemerkte, dass kein Gebiet auf der Welt so sehr von seinen Nachbarländern bewundert wurde, wie Spanien unter muslimischer Herrschaft.

Diese Bewunderung war durchaus auch angebracht, denn viele Praktiken, auf die Europa heutzutage stolz ist, gehen auf diese Zeit zurück, als die Ideen dazu aus dem afrikanischen Kontinent nach Spanien importiert wurden. Zu nennen sind Dinge wie Diplomatie, offene Grenzen, freier Handel, fortgeschrittene Seefahrt, grundlegende wissenschaftliche Forschungsmethoden etc.

Während in Europa rund 99% der Bevölkerung Analphabeten waren, war Bildung im muslimischen Spanien Normalität. Neben einzelnen erstaunlichen Erfindungen, wie basale Ideen zur Möglichkeit und Technik des Fliegens, die als Beispiel von Leuten wie Ibn Firnas, knapp 600 Jahre vor den Europäern erfunden wurden, wurden auch auch die grundlegenden Bausteine der europäischen wissenschaftlichen Revolution gelegt. Neben durchdachten wissenschaftlichen Forschungsmethoden, ist durch die Muslime auch ein neues Zahlensystem nach Europa gekommen. Mit diesem Dezimalsystem konnte man viel genauer natürliche Prozesse mathematisch festhalten.

Während man in Deutschland, Frankreich und England in „Wohnungen“ lebte, die teilweise so gebaut waren, dass sie lediglich ein einziges Fenster besaßen, und dieses zum Ablassen von Rauch gedacht war und die Hygiene Mangelware war, sodass die europäischen Führer ihre Bevölkerungen davon überzeugen mussten, dass Sauberkeit Sünde war, hatte zur gleichen Zeit Spanien 600 öffentliche Bäder errichtet.

In dieser Zeit war die spanische Stadt Cordoba die wichtigste Stadt Europas. Sie hatte eine Einwohnerzahl von knapp 500.000 Menschen. Es wurden knapp 50 Krankenhäuser, 70 Bibliotheken (eine mit knapp 500.000 Büchern), 500 Moscheen und eine durchgehende Straßenbeleuchtung in der Stadt errichtet.

Eine weitere sehr bemerkenswerte Sache ist die Entdeckung Amerikas. 1492 kam Kolumbus das erste Mal nach Amerika. Aber es mutet doch komisch an, dass eine solch ausgereifte Zivilisation, wie es die islamische war, über hunderte Jahre nicht das geschafft hat, was das gerade neu aufkeimende Europa sofort bemerkte, nämlich, dass es einen weiteren Kontinenten auf diesem Planeten gibt. Dr. Barry Fell von der Harvard University bemerkte, dass es mit aller großer Wahrscheinlichkeit so war, dass die Muslime Afrikas einen normalen Austausch mit den Indianern Amerikas pflegten. Diese Aussage sei gestützt von etlichen Beobachtungen, wie etwa, dass Manuskripte, Münzen, Skulpturen, Artefakte usw. auf diese Tatsache hinweisen. Aber der größte Hinweis kommt von Kolumbus selbst. Dieser schreibt nämlich, dass die eingeborenen Indianer bestätigten, dass „schwarzhäutige Menschen vom Süd-Osten in Booten kamen, um mit vergoldeten Speeren zu handeln.“

Aber schon kurze Zeit nach einer der tragischsten Abschnitte in der Geschichte Spaniens, in der unter Anordnung des Königs knapp 300.000 Muslime aus Spanien vertrieben wurden und eine regelrechte ethnische Säuberung stattfand, hat man dieses Kapitel völlig vergessen. Es wurden zwar die Bücher, die Errungenschaften und der Fortschritt übernommen und weiter ausgeführt, aber sie wurden wie eigene Errungenschaften behandelt.

Blickt man nun einige Jahrhunderte vor, wurden die Afrikaner versklavt und kolonialisiert, sie wurden nicht als richtige Menschen angesehen und viele Aufklärer sprachen ihnen sogar den vollständigen Verstand ab. Es ist wirklich erstaunlich, wie ein mangelndes Geschichtsverständnis einen derartigen Eurozentrismus in den Menschen hervorrufen kann. Und nun möchte man diesen Ländern auch noch Ethik und Moral, Wirtschaft und Politik diktieren. Wenn diese Länder aber in ihre Geschichte schauen, ist es nicht verwunderlich, wenn sie ihre Hoffnungen nicht in kapitalistischen oder säkularen Systemen sehen.