Der „liberale Islam“, die „Gewalttheologie“ oder die „Theologie der geistigen Zerstörung.“ Dies sind alles Begriffe, die immer wieder im Zusammenhang mit Ednan Aslan fallen. Ednan Aslan ist ein Professor für islamische Religionspädagogik an der Universität Wien und beschäftigt sich vor allem mit islamischer Erziehung und dem Werdegang von mehr oder weniger kriminellen Persönlichkeiten, deren Biografien und deren möglichen Zusammenhängen zum Islam.
Aufmerksamkeit erregte Aslan in letzter Zeit vor allem durch zwei Studien, die in der Öffentlichkeit als sehr fragwürdig angesehen werden. Die eine Studie befasste sich mit der Erziehung von muslimischen Kindern in islamischen Kindergärten in Österreich. Im Zwischenbericht der Vorstudie kam Aslan zu dem Ergebnis, dass in diesen Kindergärten eine „Parallelgesellschaft“ gefördert werde, dass man Betreuerinnen mit Kopftuch gezielt als Vorbilder handhabe oder dass es geheime Religionscurricula gebe, die so nicht mit dem Staat abgesprochen waren.
Was sich wiedereinmal nach dem Aufbauschen von Problemen anhört (denn warum sollte eine Frau mit Kopftuch nicht als Vorbild angesehen werden), ist auch noch sowohl inhaltlich, als auch vom Status der Repräsentativität her sehr fragwürdig. Denn die Aussagen waren teilweise nicht nachzuvollziehen, die Belege mehrere Jahre alt, die Quellen teils nicht vorhanden und die Stichprobe war zudem sehr klein. So hat Aslan nur mit fünf Kindergärten persönlichen Kontakt gehabt, darüber hinaus mit drei Ex-Mitarbeiterinnen gesprochen, sowie mit neun Elternteilen. Der Bundesparteiobmann der ÖVP, Sebastian Kurz, reagierte darauf vorschnell mit den Worten, dass man „viele der Kindergärten sofort schließen“ müsse.
Zu einem kleinen Skandal wurde dann die ganze Geschichte, als die Zeitung der „Der Falter“ veröffentlichte, dass die Studie wohl mit Absicht umgeschrieben wurde. So wurden beispielsweise Passagen über die Qualifikationen der Pädagogen gestrichen. Ein weiteres Beispiel ist, dass eine Passage in der es hieß, dass den Eltern der Kindern „Werte wie Respekt, Gelassenheit, Individualität des Kindes, Hygiene, Zufriedenheit der Kinder, Pünktlichkeit, Liebe, Wärme und Geborgenheit, Selbstständigkeit und Transparenz der Regeln“, wichtig seien, umgeschrieben wurde. Hinterher hieß es nur noch: „Besonders wichtig ist ihnen (den Eltern, Anm.), dass den Kindern islamische Werte vermittelt werden.“ Was damit suggeriert werden sollte, ist jedem klar.
Die zweite Studie befasste sich mit dem Werdegang ‚radikalisierter‘ Personen, an deren Spitze inszenierte Akte terroristischer Gewalt stehen. Zu diesem Zweck hat Aslan 29 Personen interviewt, die sowohl Muslime sind, als auch straffällig wurden. Ziel war es, entscheidende Merkmale in den Biografien ausfindig zu machen. Das Ergebnis der Studie sieht natürlich so aus, wie es sich viele Islam-Kritiker erhofft haben. Es heißt, dass bei den betroffenen Personen eine intensive Beschäftigung „mit Inhalten, Normen und Wertvorstellungen der islamischen Lehre“ eine Grundlage und Wendepunkt für ihr Handeln waren.
Doch stimmt dieses Bild so mit der Realität überein? Denn gerade Muslimen scheint es seltsam, dass wenn Taten begangen werden, die offensichtlich gegen den Islam sprechen, hinterher mit dem Islam in Verbindung gebracht werden sollen. Auch hat man in der Vergangenheit gesehen, dass gerade die, die Anschläge verübt haben, nicht viel mit einem islamischen Leben zu tun hatten.
Zu diesem Ergebnis kamen auch das Gros der anderen Forscher, die sich mit diesem Thema beschäftigten. Hier einige Einschätzungen sowohl zum Inhalt, als auch zur Qualität der Studie:
„Bei den Meisten hatte ich eher den Eindruck, dass es sich um eine oberflächlich gelebte Form der Religiosität oder sogar um relativ wenig Bezug zur Religion handelt, einen gewissermaßen kulturell gelebten Islam“ – Thomas Schmidinger, Co-Autor einer Studie vom Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie, in der zum Teil dieselben Jugendlichen wie in Aslans Studie befragt wurden.
„Das ist definitiv nicht richtig. Die meisten haben nur Halbwissen oder gar keines über ihre Religion. Sie sind Mitläufer, mehrheitlich ohne religiöse Erziehung oder religiöse Praxis. Im Gegenteil: viele kommen aus der Kriminalität, haben – komplett unislamisch – Wett-, Drogen- und Alkohol-Erfahrungen.“ – Ramazan Demir von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), der sich ebenfalls mit dem selben Phänomen befasste.
„In weiterer Folge führt der Studienautor [Anm.: Ednan Aslan] vereinzelte Fallbeispiele […] an – und verweist in den Quellenangaben auf Medienberichte über ebendiese. Darunter befinden sich auch KURIER-Artikel. Folgeberichte, die die Ursprungsmeldungen zum Teil relativierten oder ihnen gar widersprachen, bleiben in der Studie dagegen unerwähnt.“ – Kritik vom „Kurier“ bezüglich der Aslan-Studie.
Sowohl Politik, als auch die großen Medien im deutschsprachigem Raum, sind immer wieder über die Verbreitung von „Fake-News“ vor allem in den sozialen Netzwerken empört. Doch wie passt es dann zusammen, dass ein Professor aus der Universität in Wien zusammen mit einem hochrangigen Politiker eine als wissenschaftlich proklamierte Studie derart verändern und eine andere Studie derart unprofessionell gestalten können? Offensichtlich haben sie ihre Meinungen und Ziele schon vorher festgelegt, dass die Studie dann zu anderen Ergebnissen kam, passte wohl nicht ganz ins Konzept. Dieses Vorgehen ist nicht nur geschmacklos sondern moralisch auch höchst fragwürdig, es wird eine sowieso schon in Verruf gekommene Community absichtlich noch weiter in den Schlamm gezogen, nur um politischen Profit zu generieren.