Erschüttert, fassungslos und mit einer immensen Wut haben wir am Donnerstag erfahren, dass eine unserer edlen Schwestern in Hamburg-Mümmelmansberg von einem Islamhasser in den Bauch geschlagen und islamfeindlich beleidigt wurde. Innerhalb der muslimischen Gemeinschaft in Hamburg sprach sich dieses Ereignis sehr schnell rum.

Die betroffene Schwester hat uns eine Stellungnahme zu den Geschehnissen zukommen lassen. Wir bitten euch, ihre wichtigen und weisen Worte gut durchzulesen und sie euch zu Herzen zu nehmen. Wir stehen mit der Schwester in Kontakt und werden euch über den weiteren Verlauf (Strafanzeige usw.) berichten.

Im folgenden im Original die Stellungnahme der Schwester:

AssalamuAleykum wa rahmatullahi wa barakatuhu meine geehrten Geschwister,

ich bin die Schwester, die vorgestern in Hamburg Mümmelmannsberg von einem Rechtsextremisten angegriffen wurde. Da ich die zwei vergangenen Tage mental etwas labil war, komme ich erst heute dazu, diesbezüglich eine persönlich Stellungsnahme zu verfassen. Ich möchte mich an erster Stelle über die zahlreichen Nachrichten und Bittgebete bedanken und an die Jugendlichen, die mir Hilfe und Zivilcourage erwiesen haben. Möge Allah taala euch die höchsten Stufen des Paradieses geben. Allahumma amin.

Da der Zorn vieler Geschwister in Hamburg durch diese Tat erregt ist, bitte ich dennoch nicht emotional, sondern rational zu denken und zu handeln, inshaAllah. Ich möchte an euch appellieren: Geliebte Geschwister, passt auf Euch auf, seit wachsam, stark und standhaft. Solche Taten sollen uns nicht abschrecken, nein, vielmehr soll uns dies nur stärken, inshaAllah!

Dieser Vorfall ist kein Einzelfall, die Zahl der Angriffe gegenüber der Muslime steigt stetig. Es wird langsam fast zur Normalität. Durch die tagtägliche politisch-mediale Hetze gegenüber den Islam und einer so islamfeindlicher Integrationspolitik bzw. Assimilationspolitik wird gesellschaftlicher Hass gegenüber den Muslimen geschürt und so giftige Gedankengüter in die Gesellschaft etabliert. Diesen Hass bekommen wir letzten Endes am Leibe zu spüren.

Jetzt zum Vorfall:

Am 14.10.2019 war ich auf dem Weg zur Arbeit. Kurz vorher, um ungefähr 7:45 Uhr, war ich bei Edeka an der Kasse. Vor mir stand eine deutsche Frau mit einem Kleinkind. Ein Mann (der Rechtsradikale) kam in die Filiale herein, wollte sich vordrängeln und so an die Kasse. Der ausländische Security hat ihn gebeten, dies zu unterlassen. Der Mann war aggressiv eingestellt und wurde lauter. Das Kind vor mir hatte Angst verspürt, sodass seine Mutter sich vor ihren Sohn stellte und ich dem Mann sagte, dass er sich bitte doch anstellen solle und dies nicht einmal eine Minute in Anspruch nehmen würde. Der Mann ist auf meine Bitte bzw. Aussage nicht eingegangen und beleidigte den Security mit den Worten: „Scheiß Araber“ und verließ die Filiale.

Als ich einige Minuten später aus dem Edeka rausging, sah ich den Mann. Er stand genau vor dem Edeka und hat mir den Eindruck erschafft, er habe auf mich gewartet. Er beschimpfte mich schreiend wie folgt: „Schlampe, Schlampe, scheiß Kopftuch, raus aus mein Land!“ Ich bin auf seine Beschimpfungen nicht eingegangen und und ging weiter. Anschließend näherte er sich mir gegenüber, sodass er direkt vor mir stand. Er formte seine beiden Hände zu Fäusten und starrte mich mit weit geöffneten Augen und einem aggressiven Blick ins Gesicht. Ich verspürte solch eine große Angst und konnte nicht entweichen. Aus dem Nichts schlug er mir stark in den Bauch. Er wollte erneut zuschlagen, doch ich habe ihn von mir wegdrücken können, Alhamdulliah. Ich schrie ganz laut um Hilfe und bat, dass jemand die Polizei alarmieren solle. Er wollte anschließend fliehen und ist weggegangen. Ich stand einige Minuten unter Schock und habe nur geweint.

Am Ort des Geschehens standen viele Passanten, doch keiner half mir. Ich war so auf mich alleine gestellt und alarmierte die Polizei. Ich lag meine Angst und Furcht bei Seite und bin mit einem Sicherheitsabstand dem Mann hinterher gegangen. Eine Polizistin, die an der Leitung war, schilderte ich den Aufenthaltsort des Täters. Ich wollte, dass der Mann unbedingt von der Polizei gefasst wird, um so verhindern, dass er eine Bedrohung für andere Schwestern darstellt. Ich wollte die Verfolgung immer wieder abbrechen, denn ich hatte mit der Angst und dem Gedanken zum kämpfen, er drehe sich um und greift mich erneut an. Doch ich schöpfte meine Kraft von meinem Schöpfer und verfolgte ihn weiter. Die Polizisten an der Leitung teilte ich immer wieder meine Emotionen mit.

Mittlerweile war der Mann schon ungefähr vor der Gesamtschule Mümmelmannsberg. Meine Befürchtung wurde wahr, der Mann drehte sich um und rannte auf mich zu. Ich habe einen Jugendlichen am Arm gegriffen und ihm um Hilfe gebeten. Der Jugendliche hat weitere Jugendliche, die alle auf dem Weg zur Schule waren, gerufen, sodass ca. 10 Jungen den Mann umzingelt haben. Für den Mann bestand weder die Möglichkeit mich anzugreifen, noch zu fliehen. Der Mann tätigte gegenüber den Jugendliche rechtsradikale Aussagen. Er sagte: „Ihr schläft mit unseren deutschen Frauen und Töchter.“ und fuhr fort.

Einige Minuten später traf die Polizei ein, wir wurden getrennt befragt und unsere Personalien wurden aufgenommen. Der Mann sagte aus, er habe mich nicht einmal berührt und beschuldigte mich, dass ich lüge. Daraufhin teilte mir die Polizei mit, es stehe Aussage gegen Aussage. Ich verstand nicht, warum die Polizei so eine Aussage getätigt hat, letztendlich konnten sie zum Tatort, der einige Minuten entfernt war, gehen und dort Passanten aufsuchen. Schließlich ist der Tatort ein öffentlicher Ort, indem es viele Filialen gibt, wie eine Apotheke, eine Sparkasse und einen Dönerladen. Nach einigen Minuten kam eine Frau und sagte aus, dass sie Zeugin darüber ist, dass der Mann mir in den Bauch geschlagen hat.

Nachdem jetzt zwei Tage vergangen sind und ich alles Revue passieren lassen habe, bewerte ich das Handeln der Polizisten abwertend und leichthändig, denn dem Mann wurden keine Untersuchen unterzogen. Nach der Erstaufnahme wurde er direkt entlassen. Die Polizisten teilten mir mit, dass der Täter schon weitere Gewalttaten vollzogen hat und bei der Polizei bekannt sei. Ein Polizist sagte mir, dass sein Angriff mir gegenüber nicht aufgrund meines Glaubens oder Kopftuches zurückzuführen ist. Er sei einfach durchgeknallt. Man wollte tatsächlich versuchen, den Angriff einzudämmen und herunter zu brechen und mir tatsächlich weismachen, dass es hierbei nicht um einen rechtsradikalen Angriff gehe. Ein Jungendlichter fragte einen Polizisten, warum der Mann nicht festgenommen wird. Der Polizist antwortete wie folgt darauf: „Habt ihr noch nie jemanden geschlagen?“ (Dieses teilte mir ein Jugendlicher im Nachhinein mit). Der Täter durfte wohlbehütet in die U-Bahn einsteigen, die Polizei hat darauf Acht gelegt, dass kein Jugendlicher ihm hinterher gehen kann. Ich möchte nicht leugnen, dass die Polizisten freundlich mir gegenüber waren, dennoch empfand ich ihr Handeln einfach fahrlässig und nicht professionell. Die Frage, die ich mir stelle ist: Wo ist bei dieser Entscheidung der bindende Maßstab der moralischen Korrektheit? Wenn der Mann an meiner Stelle einer schwangeren, jüngeren oder einer älteren, kranken Schwester so in den Bauch geschlagen hätte, würden diese gewiss Schäden davon tragen. Das Verfahren wurde eingeleitet.

Möge Allah taala unsere Ummah bald zum Sieg verhelfen und unsere Geschwister beschützen. Unser Schutzherr ist Allah. Möge Allah taala dem Täter ebenfalls die Rechtleitung geben.

Abu Musa, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte:

„Der Gläubige ist dem Gläubigen wie ein Mauerwerk: Ein Teil davon hält den anderen fest.“

[Sahih Muslim, Hadithnr. 4684/Kapitel 45]

AssalamuAleykum wa rahmatullahi wa barakatuhu

Eure Schwester im Deen