Im Jahre 2007 titelte die WELT: „Moscheebauten erregen ganz Deutschland“. Moscheen sind eine repräsentative Sichtbarmachung des Islams im öffentlichen Raum, immer wieder gibt es bei Moscheebauvorhaben große Proteste und Klagen. Dabei spielte es in der Vergangenheit keine Rolle, ob es sich um eine Moschee in einer Großstadt wie in Köln handelt, also in einer urbanen und heterogenen Umgebung, oder der geplante Neubau einer DITIB-Moschee in der 45.000 Menschen Stadt Kaufbeuren.

In ihrem vielbeachteten Werk „When Strangers Become Neighbours: Managing Cities Of Difference“ beschreibt die renommierte Professorin an der University of British Columbia – die sich stark mit dem Themengebiet Multikulturalismus auseinandersetze – sehr interessante Aspekte im Umgang mit Minderheiten auf planerischer Ebene in Melbourne. Die Parallelen zu Deutschland sind erstaunlich und gleichzeitig besorgniserregend.

Laut Sandercock treten mehrere Problemstellungen in heterogenen Städten auf im Umgang mit Minderheiten auf. Dazu zählt das die rechtlichen Rahmen der dominierenden Kultur unterliegen. Der Städtebau wird im Regelfall von Akteuren betrieben, die den Einflüssen der dominierenden Kultur unterliegen. Die Planung kann so genutzt werden, dass sie Diskriminierung katalysiere und nicht unbedingt aufhebe. Als Beispiel bringt Sandercock u.a. die Lage von Moscheebauten in Australien an. Sie finde es bemerkenswert, wie oft Moscheen in Stadtrandlagen oder Industriegebieten ansässig sind. Sie befänden sich häufig neben ungeeigneten Nutzungen wie Lagerhallen. Die Standardbegründung lautet, dass die Moscheen einen hohe Frequentierung aufweisen und damit eine Vielzahl von Parkplätzen benötigt werden und das damit ein höhere Verkehrsbelastung und eventuelle Störung der Nachbarschaft durch Laute und Besuche stattfindet. Deswegen seien Randlagen in der Stadt optimal geeignet für Moscheenutzungen, da es keine Nachbarn und viele Parkplätze gäbe.

Diese Begründungen seien nur ein Vorwand und offenbaren vielmehr „eine Diskriminierung gegen neue migrantische Gruppen“. Dies kann laut Sandercock damit zusammenhängen, dass alte Anwohner nicht angetan seien von der Idee das neue Nachbarn in die Nähe ziehen werden oder das die zuständigen Planer auf Basis einer Annahme, präventiv Konflikte vermeiden möchten.

Ähnliche Zustände sind auch in Deutschland zu beobachten. Eine bundesweit einmalige Untersuchung, hat in der Stadt Hamburg, die Moscheen und Gebetsräume untersucht und kam zum Ergebnis:

Die Moscheen sind mit ihren vielfältigen Aufgaben und Angeboten Teil der gesellschaftlichen Realität der Stadt Hamburg geworden, was jedoch in der Öffentlichkeit nicht in dieser Deutlichkeit wahrgenommen wird. Sie sind kein Gegenstand von Stadt- oder Standortplanung und ihre baulichen Zustände sind diskriminierend, auch wenn der Brandschutz überwiegend erfüllt ist und die meisten Moscheen auf dem jetzigen Stand planungsrechtlich zulässig sind.“ Im Hinterhof, Gewerbe- und Industriegebieten und anderen ungeeigneten Lagen bestärken Moscheen einen nebulös-konspirativen Verdacht. Im öffentlichen Raum repräsentativ sichtbar möchten sie jedoch viele nicht sehen. Die Ambivalente Betrachtung mit dem Thema Moschee ist weder konstruktiv noch gesellschaftlich förderlich.

Die Kopftuchdebatte ist lediglich eines von vielen Themen, an denen der mangelhafte Umgang mit den Muslimen deutlich wird. Neben der Kopftuchdebatte gibt es jedoch unzählige andere Themen, an denen die Missgunst und falschen Ressentiments gegenüber dem Islam deutlich werden, hierzu zählt u.a. der Moscheebau.