Der damalige König von Belgien, Leopold II. gehört zu den am wenigsten thematisierten Tyrannen der Neuzeit, obgleich er die Ursache für den Tod von 15 Millionen(!) Kongolesen darstellt.Auch wurden Muslime, die im 19. Jahrhundert den Islam nach Kongo brachten und die Nachfahren arabischer Händler waren, Opfer dieser Verbrechen. Leopold II. regierte von 1865 bis 1909. Seine Herrschaft war zu Beginn die eines gewöhnlichen Kolonialherren und entwickelte sicher immer weiter, bis er schlussendlich ganz Kongo in seinem privaten Besitz hatte. Doch wie hat er das geschafft?
Im 18. Jahrhundert wurde Afrika unter den Europäern aufgeteilt und weite Teile des Kontinents wurden kolonialisiert. Lediglich die Mitte des afrikanischen Kontinents blieb übrig. Die Kolonialisierung Kongos stellte sich als äußerst schwierig heraus, da das Land weit von der Küste entfernt ist und größtenteils aus Wäldern besteht. Leopold II. war sich bewusst, dass das Land reich an natürlichen Ressourcen, wie etwa Kautschuk ist, welches zur Gummiherstellung genutzt wird. Im Jahre 1885 überzeugte und bezahlte Leopold II. die anderen Kolonialstaaten und gründete den freien Staat Kongo. Sein Ziel ist es gewesen, den Kongolesen zu „helfen“, indem er versuchte, sie zum Christentum zu bekehren. Er überzeugte die belgische Regierung, ihm finanzielle Mittel für seine wohltätige Arbeit zur Verfügung zu stellen. Leopold zwang die Kongolesen zu harter Arbeit, sodass Millionen Kongolesen an Erschöpfung, Krankheit oder Hunger starben. Sie wurden zur Goldschürfung, zur Jagd, zum Fällen von Bäumen oder zum Abbau von Kautschuk gezwungen. All die Ressourcen, die Leopold abbaute und einnahm, wurden nach Europa verkauft. Den größten Teil der Einnahmen bezog er jedoch für sich selbst.
Der Kongo ist 76x größer als Belgien und Leopold war ein einziger Mann. Wie schaffte Leopold also dieses Land zu kontrollieren? Leopold brachte die Kongolesen gegeneinander auf. Er rekrutierte eine Armee von kongolesischen Söldnern namens „Force Publique“ und bezahlte sie dafür, ihre eigenen Leute zu unterdrücken. Gouverneuren wurden ganze Regionen zur Kontrolle übergeben und man bezahlte sie über einen Ausschuss. Wenn die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprachen, wurden die Gouverneure verstümmelt. Die gängigste Art der Verstümmelung war die Amputation der Hände und Füße. Wenn sie versuchten zu fliehen, verstümmelte die FP die gesamte Familie. Vor der Machtergreifung Leopolds II. zählte die Bevölkerung in etwa 20 Millionen Einwohner. Nach seiner Herrschaft sank die Zahl auf unter 10 Millionen. Später dominierten die Amerikaner, die Briten und die Niederländer den Kautschukhandel. Im Jahre 1908 zwangen eben diese drei Staaten Leopold II. dazu, den Staat Kongo an Belgien abzutreten. Doch auch Belgien behandelte die Kongolesen grausam, bis letztlich im Jahre 1971 die Unabhängigkeit ausgerufen wurde. Doch die Folgen der Leopold-Herrschaft und die weiter bestehenden Interessen der Kolonialstaaten am Kongo beeinflussen bis heute noch das Land. Zwar ist der Kongo offiziell unabhängig, jedoch handelt es sich dabei um eine Scheinunabhängigkeit, denn es wird immer noch von externen Regierungen beeinflusst und ist alles andere als autark.
Auch wird hier deutlich, dass die Leopold-Herrschaft eine weitaus höhere Totenanzahl hatte als die Schandtaten von Tyrannen wie Hitler und ähnliche. Ebenfalls offenbart sich auch an dieser Stelle die Tatsache, dass ein solcher Tyrann und sein unfassbares Verbrechen weitestgehend unbekannt sind. Zur Legitimation seines Verbrechens brachte König Leopold stets das Argument, dass er für das Christentum missioniert. Er ist ein Tyrann aus den eigenen Reihen mit derselben Färbung, wie die Regierungen aus dem Westen. Es wissen nur wenige, wer Leopold war. Noch weniger wissen, wer seine Opfer waren.
Man könnte denken, sie seien aus Sicht der westlichen Geschichtsschreibung nicht so viel Wert, da den unzähligen Opfern der zwangsweisen Beglückung mit der Weltsicht des Westens und der damit einhergehenden und parallel stattfindenden Ausbeutung afrikanischen Bodens kaum Beachtung geschenkt wird in Medien, Gedenktagen, Schulbüchern oder Abhandlungen. Diese Mentalität spürt man heute immer noch, wenn der „weiße Mann“ im Ausland die eigene ach so gute Weltsicht mit Bomben und Waffenexporten überzeugend an die Völker bringt und im Inland Hass und ein stetig wachsender Assimilationsdruck gegenüber Menschen geschürt wird, die eine konträre Identität bewahren. Doch lange und schon garnicht für ewig kann sich das Unrecht mit seiner infamen Methodik des Schreckens nicht durchsetzen. Auch Leopold ist seinen Opfern unter die Erde gefolgt und er hat seine Taten und die Opfer als Zeugnis für den Tag der Auferstehung mitgenommen.