Peres

Am Mittwochmorgen ist der ehemalige Staatspräsident Israels Shimon Peres gegen 3:40 Uhr Ortszeit an einem schweren Schlaganfall gestorben. Er führte das Präsidentenamt von 2007 bis 2014 aus.

Die deutsche Medienlandschaft ist danach in Gedenken an Peres teilweise in eine Art euphorischen Rausch verfallen und kam aus ihren Lobeshymnen gar nicht mehr heraus. Es gab dabei Sätze zu lesen wie:
„Der 93-Jährige fand international viel Anerkennung, er galt als Mann, der den Frieden suchte.“ (Focus)
„Es war alles andere als selbstverständlich, dass Peres zu einem der wichtigsten Eckpfeiler der deutsch-israelischen Beziehungen werden würde.“ (Welt)
„Er war ein Ritter des Friedens und der Sicherheit, derjenige unter den Politikern, der am
stärksten für den Friedensprozess stand. Dafür wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.“ (Bild)

Tatsächlich wurde der erhaltene Friedensnobelpreis immer wieder erwähnt. Diesen hatte er 1994 für Verhandlungen zwischen den Israelis und den Palästinensern bekommen, der unter anderem regelte, dass der israelische Staat erstmals offiziell von Seiten der Palästinenser anerkannt wurde und umgekehrt.

Da wir spätestens seit der Auszeichnung Barack Obamas wissen, dass ein Friedensnobelpreis nicht immer seinen Namen Wert ist, würde es sich eventuell doch lohnen, mal genauer auf die Taten des Shimon Peres zu schauen.

Die politischen Werke des Shimon Peres

1947 trat Peres der Hagana bei, die zu dem Zeitpunkt noch als zionistische Untergrundorganisation galt. Diese Organisation führte nicht nur immer wieder Bombenanschläge und Sabotageakte aus, sondern spielte bei der Gründung Israels eine entscheidende Rolle und so beteiligte sie sich auch aktiv an der Nakba, also an der Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Heimatgebiet. Es wurden knapp 700.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben. 1948 wurde die Hagana dann offiziell zum israelischen Militär erklärt, knapp zwei Wochen nach der Gründung des Staates Israel. Schnell machte Peres dort Karriere.

1996, zwei Jahre nachdem er den Friedensnobelpreis erhalten hat, ordnete Peres die Aktion „Operation Früchte des Zorns“ gegen den Libanon an. Die Früchte davon waren knapp 154 bis 170 getötete Zivilisten und 350.000 bis 500.000 Flüchtlinge.

2002 wurde begonnen, von Seiten Israels Sperranlagen zu bauen. Diese sollten eine knapp 759 Kilometer lange Absperrung zwischen Israel und dem Westjordanland darstellen. Die Absperrung besteht meist aus einem Metallzaun mit Stacheldraht, zuweilen auch aus Betonwänden und jeweils zu beiden Seiten hin aus 70 Meter militärischem Sperrgebiet. Peres war schon immer leidenschaftlicher Verteidiger von dieser Art der ‚Terrorismusbekämpfung‘.

Die Liste ist beliebig weiterführbar, aber vielleicht sollte man an dieser Stelle darauf verzichten. Doch wenn es einen nachträglichen Nobelpreis für besondere Leistungen im Bereich kolonialistischer Politik geben würde, dann hätte ich schon einen Kandidatenvorschlag.