Die brutalen Angriffe des israelischen Besatzerstaates auf die Palästinenser in den letzten zwei Wochen hat uns Muslime auf der gesamten Welt zutiefst bestürzt. Nicht nur, weil unsere Geschwister leiden, sondern auch, weil die Angriffe dieses Mal ein neues Maß der Provokation erreicht haben. Etwa 250 Menschen haben in Gaza binnen weniger Tagen ihr Leben verloren, darunter auch zahlreiche Frauen und 60 Kinder. Zudem gab es etwa 1000 Verletzte. Darüber hinaus haben Unzählige auch ihr Bleibe verloren, da das Siedlergebilde gezielt ganze Häuser, aber auch Schulen und medizinische Versorgungseinrichtungen zerstört hat. Nicht einmal Journalisten wurden verschont. Das Gebäude, in dem die Nachrichtenagenturen der Associated Press und al-Jazeera ihr Büro hatten, wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Zu den vielen Toten und dem Leid unserer Geschwister reiht sich aber noch ein weiterer Faktor, der einen die Ungerechtigkeit in diesem Konflikt um ein Mehrfaches spüren lässt: die einseitige und propagandistische mediale Berichterstattung. Viele der westlichen Medien, vor allem die deutschen, spiegeln ein Bild des Konfliktes dar, das an Lügen und Verzerrung der Wahrheit nur so vor sich strotzt. Israel wird als das Opfer dargestellt, welches sich gegen die Palästinenser nur zur Wehr setzt. Dass der Konflikt von Israel gezielt provoziert wurde, wird genauso außer Acht gelassen, wie die schiere Brutalität ihrer Angriffe auf Gaza.
Doch ist der Konflikt in Palästina nicht neu. Seit der Gründung des Besatzerstaates Israel im Jahr 1948 in Palästina, dem Land der al-Aqsa-Moschee, der ersten Gebetsrichtung der Muslime und dem Herzstück der muslimischen Welt, sind Konflikte vorprogrammiert und beabsichtigt. Nicht nur weil Palästinenser mit Gewalt aus ihren Wohnstätten vertrieben wurden, sondern auch, weil dieses Siedlergebilde mit aller Macht und politischer Tücke von seinen Unterstützern, den West-Mächten, am Leben gehalten und jede seiner politischen und militärischen Gewalttaten gebilligt wird. Trotz der zahlreichen muslimischen Länder rund um Israel haben wir eine Situation, in welcher es die Muslime nicht schaffen ihre drittheiligste Stätte, die über Jahrhunderte unter ihrer Herrschaft und ihrem Schutz stand, gegen die dort herrschenden Ungerechtigkeiten zu verteidigen. Stattdessen wurde sie von einer außenstehenden Macht, namentlich England, nach der Zerstörung des osmanischen Staates eingenommen, welche dann die Zionisten unterstützten ihre Siedlungen dort zu bauen. Dieses Besatzergebilde wird seitdem von den westlichen Staaten, in jeglicher Hinsicht uneingeschränkt unterstützt, ganz gleich, wie rigoros und bestialisch diese gegen die palästinensische Bevölkerung vorgehen mögen.
Auch wenn die Situation schrecklich ist und momentan aussichtslos erscheint dürfen wir als Muslime nicht vergessen, dass wir im Heiligen Land schon einmal in einer sehr ähnlichen Situation standen. Dies war die Zeit der ersten drei Kreuzzüge. Vor ca. 1000 Jahren schafften es die Europäer trotz aller Streitigkeiten in ihren Reihen, ein Heer zu mobilisieren, in das muslimische Territorium einzumarschieren und al-Quds (Jerusalem) zu erobern. Diese Eroberung hielt fast 90 Jahre an und war aus mehreren Gründen ein Schock für die muslimische Gesellschaft. Zum einen wurden die christlichen Europäer als unzivilisierte und zerstrittene Barbaren wahrgenommen. Zum anderen war das muslimische Territorium riesig, wohlhabend und militärisch stark. Wie konnte es also sein, dass al-Quds eingenommen wurde? Welche Faktoren waren dafür ausschlaggebend und was hat die Muslime gehindert diese Stätte erst nach etwa 90 Jahren zurückzuerobern? Diesen Fragen wollen wir von Generation Islam in einer mehrteiligen Ausarbeitung versuchen näher auf den Grund zu gehen. In den ersten drei Teilen wollen wir einen allgemeinen Überblick über die ersten drei Kreuzzüge, deren Hintergründe und wie das christliche Europa sowie die muslimischen Länder zu dieser Zeit aufgestellt waren, vermitteln. In einem abschließenden vierten Teil wollen wir dann die Lehren aus dieser Zeit und ihre Parallelen zu der heutigen aufzeigen. Zudem wollen wir erläutern, warum der Begriff ‚Kreuzzug‘ auch heute noch seine Relevanz in dem Konflikt um Palästina hat und dass der Westen, der sich immer als Vermittler in dem Konflikt aufspielen möchte, keineswegs so schnell eine Lösung finden möchte, wie er es zu propagieren versucht. Denn er ist kein neutraler Akteur in einem angeblichen religiös-ethnischen Streit zwischen muslimischen Arabern und Juden. Vielmehr hat er eine lange Geschichte im Kampf gegen die Muslime bezogen auf Palästina und ist sogar der hauptsächliche Initiator im Streit um Palästina, vor allem in al-Quds.
Wir wollen also einen Vergleich der heutigen Zeit mit der Zeit der Kreuzzügler vornehmen, die Parallelen aufzeigen und erläutern, warum uns das Gebiet um al-Quds damals und auch heute so am Herzen liegt. Wir wollen Lehren aus der Geschichte ziehen, ein ganzheitliches Bild vom Konflikt vermitteln und ein Ausblick für die Zukunft erhalten.