Am 19. Februar hat die Hetzjagd, die seit Jahren auf Muslime geführt wird, einen neuen weiteren traurigen Höhepunkt gefunden. Gegen 22 Uhr erschoss der 43-jährige Tobias R. neun Menschen in zwei Shishabars. Schließlich fand die Polizei seine Leiche und die seiner Mutter in seiner Wohnung.
Was waren die Hintergründe und Ursachen dieser Tat? Die Begründung, die der Täter in seinen zuvor veröffentlichten Videos und in seinem 24-seitigen Manuskript hinterließ, war ein zutiefst islamfeindlich und rassistisches Bild. Er sprach davon, dass bestimmte Kulturen destruktiv seien, vor allem der Islam gehöre dazu. Deshalb müsse man ganze Volksgruppen auslöschen, darunter viele muslimische Länder. Er schrieb so, als ob die Muslime in diesem Land systematisch auf die Mehrheitsgesellschaft Jagd machen würden und dass es nun zu spät sei, diesen Fremdkörper aus dem Land zu weisen. Aus diesem Grund, so kann man schließen, sah er sich dazu genötigt, drastischere Maßnahmen zu ergreifen. So drängten ihn sein Hass und sein verzerrtes Weltbild dazu, unschuldige Menschen zu töten.
Blendet man allerdings für einen Moment seine skrupellose Tat aus und betrachtet seine Ansichten nüchtern und unbefangen, so scheint es ganz so, als wäre er ein Verfechter von mittlerweile salonfähigen politischen und medialen Narrativen. Man denke hier nur an die Berichterstattung der Bild-Zeitung über den Islam, an die Spiegel-Bestseller eines Thilo Sarrazins oder an die endlosen Islam-Debatten der öffentlich-rechtlichen Talkshows. Sicherlich hat es einen psychisch Kranken gebraucht, der getrieben durch all diese jahrelange Hetze, die Sache in die eigene Hand nahm.
Es brauchte keine nebulösen Chatrooms von Rechtsextremen, um dermaßen stark radikalisiert zu werden. Es reichte einfach, der einseitigen und oberflächlichen Berichterstattung der hiesigen Medien in Bezug auf den Islam zu glauben. Es reichte einfach, die Aussagen prominenter Islamhasser für wahr zu befinden. Es reichte einfach, die FAZ zu lesen, in der eine Alice Schwarzer behauptet: „Die Islamisten meinen es so ernst wie Hitler.“ Es reichte einfach, den Aussagen führender Politiker bezüglich des Islams Gehör zu schenken.
Tobias R., der Terrorist von Hanau, agierte so, als hätte er die Aussage Horst Seehofers, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre oder dass Herr Seehofer höchstpersönlich sich „bis zur letzten Patrone“ vor der „Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme“ wehren werde, zu wörtlich genommen und ihre metaphorische und symbolische Tiefe nicht verstanden. Immerhin war er ja psychisch krank. Er tötete seine Opfer, als hätte er sich als Vollstrecker der AfD gesehen, die der Meinung ist, dass nun „aufgeräumt“ werden müsse und im Bundestag ständig von etwaigen „Kopftuchmädchen“ und „Messermännern“ schwadroniert.
Dabei ist es gar nicht verwunderlich, was in Hanau passierte. Vielmehr war es nur eine Frage der Zeit, denn ein Attentat wie dieses hat sich schon seit längerem abgezeichnet. Erst kurz vor dem Anschlag in Hanau ist ein anderer, ein tiefst blutiger Plan gescheitert. So wurde Mitte Februar eine Gruppe von 12 Terroristen festgenommen, die allen Ernstes beabsichtigten, in Deutschland bürgerkriegsähnliche Zustände herbeizuführen. Infolgedessen, so haben sie es sich erhofft, würde es einen Kampf gegen Muslime und Politiker geben. Sie wollten dieses Ziel erreichen, indem sie zeitgleich in zehn Bundesländern Anschläge auf betende Muslime in Moscheen ausüben. Ganz nach dem Vorbild des Attentats von Christchurch. Aufgedeckt wurde dieser Plan durch Informationen, die ein Führungsmitglied dieser Gruppe der Polizei weitergab. Genau diese Polizei war selbst durch einen seiner Beamten in dieser Gruppe mit verwickelt. Doch dies ist nach den Drohungen einer hessischen Polizeistelle auf die NSU Anwältin Basay-Yildiz, ihre zweijährige Tochter abzuschlachten, ja auch nichts Neues mehr in Deutschland und nur einer einzigen Zeile in den Nachrichtenberichten wert. Eine höhere Priorität scheint die Radikalisierung von muslimischen Grundschülerinnen zu sein, um die man sich angeblich kümmern müsse, da sie ein viel akuteres Sicherheitsproblem darstellen, als bewaffnete rechtsradikale Polizisten.
Ihr Politiker! Ihr Medien! An euren Händen klebt das Blut! Wir und viele andere Muslime haben euch schon vor Jahren gewarnt. Wenn der Kurs, den ihr eingeschlagen habt, nicht abgeändert wird, wird unweigerlich früher oder später weiter Blut fließen. Ihr seid nicht davon abgekommen und damit trifft euch die Mitschuld. Schaut mit Bedacht zurück, was ihr in der Vergangenheit gesagt und getan habt. Erinnert euch, ob dies nun aus Hass gegenüber dem Islam und den Muslimen resultierte oder daher, dass ihr bewusst auf dem Rücken der Muslime Stimmen generieren und eure Verkaufszahlen steigern wolltet. Ihr habt zu dieser Hetze beigetragen und jetzt wundert ihr euch darüber, was ihr erntet?
Dann – so scheinheilig wie ihr seid – stellt ihr Ursache und Wirkung auf den Kopf. Meint ihr tatsächlich, dass die AfD und ihre Hetze und all die Verbindungen, die die AfD ins rechtsradikale Lager hat, allein für diese gesellschaftlichen Abgründe verantwortlich sind? Ist nicht die NSU-Affäre Zeuge darüber, dass amtliche Stellen ebenfalls Verbindungen ins rechtsradikale Spektrum haben? Oder die Causa Maßen? Wer ist überhaupt für das Entstehen der AfD verantwortlich? Ist es nicht eure jahrelange Hetze gewesen, die ihr zu Unrecht begangen habt?
Dann bekundet ihr nach diesem grausamen Anschlag auf die Bürger dieses Landes öffentlich euren geheuchelten Beileid und versucht im nächsten Atemzug politisches Kapital daraus zuschlagen. Ihr beschuldigt die AfD, die Ursache dieses Hasses zu sein. Wohlwissend, dass ihr es seid, die diesen Hass geschürt und ihn somit erst ermöglicht haben. Die AfD ist nicht die Ursache, sondern die Wirkung eurer antiislamischen Propaganda. Ihr könnt jede Form von Beileidsbekundung vergessen, wenn ihr es trotzdem wagt, hinterher allen Ernstes zu sagen, dass man zukünftige Tote durch Rechtsterroristen verhindern kann, indem man die Überwachung der Grenzen stärker thematisiert.
Aber vielleicht glaubt ihr ja wirklich, was ihr sagt und euer Geschwätz der letzten Jahre hat nicht nur die Bevölkerung bezüglich der Muslime und den Islam stigmatisiert, sondern auch euch vor Hass blind werden lassen. Es sei euch folgendes gesagt: Überlegt euch gut, welchen Kurs ihr in Zukunft fahren wollt. Wollt ihr tatsächlich die Muslime immer weiter unter Druck setzen, ob politisch, medial oder rechtlich? Wollt ihr den Islam und die islamische Praxis der Muslime wirklich immer weiter einschränken? Ihr wisst selbst am besten, dass die Muslime in diesem Land in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden. Wollt ihr dennoch das politische Klima der Zukunft durch euren noch immer anhaltenden islamfeindlichen Kurs vergiften?
Wenn es euch also darum geht, einen kurzfristigen politischen Erfolg zu erreichen und ihr allen Ernstes denkt, ihr könntet mit diesem Kurs die islamische Identität der Muslime in den Boden stampfen, dann müssen wir euch enttäuschen: Ihr werdet kläglich daran scheitern! Als ihr die Gastarbeiter mit eurem Anwerbestopp ab dem 23. November 1973 dazu gedrängt habt, sich dafür zu entscheiden, Deutschland zu verlassen, nachdem sie Deutschland mit aufgebaut hatten, habt ihr eine Reihe von politischen Fehlentscheidungen bzgl. der Muslime begonnen, die bis heute anhalten.
Ihr wolltet, dass sie Deutschland verlassen, doch das Gegenteil ist passiert. Als ihr dann dachtet, die Muslime der zweiten, dritten, spätestens aber der vierten Generation würden sich nur noch durch ihr Aussehen von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden, wurdet ihr abermals enttäuscht. Wenn ihr nun denkt, dass ihr durch eure Assimilationsagenda und euren Geschwafel über die abendländische Leitkultur die Muslime auch nur eine Haaresbreite von den islamischen Werten abbringen könnt, werdet ihr wieder enttäuscht werden. Also verschwendet nicht eure Zeit! Dies alles liegt schlicht und ergreifend daran, dass der Islam in den Herzen und Köpfen der Muslime tief verankert ist. Allah spricht hierzu: „Diejenigen, zu denen die Menschen sagten:
„Die Menschen haben (sich) bereits gegen euch versammelt; darum fürchtet sie!“ – Doch da mehrte das (nur) ihren Glauben, und sie sagten: „Unsere Genüge ist Allah, und wie trefflich ist der Sachwalter!“ (3:173)
Jeder Muslim in diesem Land sollte sich im Klaren darüber sein, welches politische Spiel hier gespielt wird. Es ist ein Spiel mit tödlichen Konsequenzen. Will ein Land wie Deutschland einer Minderheit wie den Muslimen bestimmte Werte aufzwingen und diktieren, funktioniert dies nur mit Gewalt oder Propaganda. Da sie den Weg der Gewalt nicht gehen können, gehen sie den Weg der Propaganda und der Dämonisierung. Doch Gewalt entsteht trotzdem! Nur wird die Gewalt von Individuen ausgeführt, die sich in ihrem Selbstverständnis konsequenter als der Staat begreifen.
Es ist nicht denkbar, dass diese Spirale von Hass und Gewalt endet, ohne dass es in der Politik ein drastisches Umdenken bzgl. ihrer aggressiven Assimilationsagenda gibt. Von Rechts wegen ist es dem Staat in Deutschland nicht erlaubt, religiöse Werte auf irgendeine Art und Weise als gut oder schlecht zu bewerten. Weshalb fällt den Politikern dieser Teil des Neutralitätsgebotes nie ein? Warum messen die Politiker in diesem Land in Bezug auf die Muslime immer mit zwei Waagschalen? Es scheint, als würde ihre Abneigung zum Islam gegenüber ihrer Achtung zum Gesetz überwiegen!
Wir Muslime müssen allen Politikern klar machen, dass wir keine weiteren Opfer dulden werden. Wir werden es nicht dulden, dass auf unserem Rücken Kampagnen geführt werden, die schließlich das islamische Leben in Deutschland oder ganz konkret das Leben von Muslimen in Deutschland gefährden. Deswegen werden wir alles Mögliche dafür tun und jeden dazu aufrufen, sich entschlossen dieser staatlichen Agenda entgegenzustellen und die Politiker zur Verantwortung zu ziehen!
Möge Allah uns Standhaftigkeit geben und uns seine Prüfungen bestehen lassen!
„Nein! Vielmehr ist Allah euer Schutzherr; und Er ist der beste Helfer.“ (3:150)