Einleitung:

Das jüngste Ereignis polizeilicher Gewalt gegen People of Color, die öffentliche Hinrichtung des Familienvaters George Floyd durch vier beteiligte Polizeibeamte, hat wieder einmal gezeigt, wie groß das Problem des strukturellen Rassismus in den USA ist. Derek Chauvin, der schon des Öfteren mit seinem Fehlverhalten im Dienst aufgefallen war, kniete über 8 Minuten lang auf George Floyds Nacken, bis dieser an den Folgen seiner Verletzung etwa eine Stunde später im Krankenhaus verstarb.

Betrachtet man nun die Kondolenzbekundungen sowie Kommentare aus allen Richtungen, so mag man meinen, dass dieser Fall ein Novum in der amerikanischen Geschichte darstellt. Das tut er aber keinesfalls. Die Hinrichtung von George Floyd ist nur ein Beispiel von vielen tagtäglich stattfindenden Diskriminierungen gegen Minderheiten in den westlich-kapitalistischen Staaten und reiht sich somit in eine Liste ein, die viele weitere Namen umfasst. Derart starke Reaktionen, wie wir sie derzeit beobachten können werden (zurecht) hervorgerufen, da die Diskriminierung gegen Floyd von der exekutiven Gewalt, der Polizei durchgeführt wurde und wieder einmal die Dimensionen des strukturellen Rassismus in den USA aufgezeigt hat.

Jedoch hat bereits die Vergangenheit gezeigt, dass die Aufregung und die Proteste, so stark sie auch sein mögen, meist nur von kurzer Dauer sind.

– Fälle in der nahen Vergangenheit und die Gründung der #blacklivesmatter – Bewegung –

Nicht zu vergessen sind hier die sogenannten „Watts-Unruhen“ in Los Angeles, welche am 11. August 1965 ausbrachen, nachdem der Afroamerikaner Marquette Frye von einem Polizisten wegen auffälligen Fahrverhaltens gestoppt worden war und er daraufhin mit seinem Bruder sowie seiner Mutter gewaltsam von der Polizei festgenommen wurde. Die „Watts-Unruhen“ dauerten sechs Tage an und forderten 34 Todesopfer sowie über 1.000 Verletzte, wobei weitere 4.000 Personen verhaftet wurden.

Auch im Jahre 1992 kam es nach der Freisprechung von vier Polizisten zu massiven Unruhen in Los Angeles. Dabei handelt es sich um den Fall „Rodney King“, welcher nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei unverhältnismäßig brutal zusammengeschlagen wurde. Aufnahmen eines Anwohners zeigten auf, dass King mit bis zu 50 Stockschlägen und sechs Tritten zugerichtet wurde. Auch diese Proteste dauerten sechs Tage an und forderten diesmal 53 Menschenleben sowie über 2.000 Verletzte.

Doch auch außerhalb von Los Angeles gab es in der nahen Vergangenheit viele Fälle des strukturellen Rassismus gegen People of Color. Die Freisprechung des Nachbarschaftswachmannes George Zimmermann im Jahre 2013 hat etwa für massive Unruhen und zur Gründung der #blacklivesmatter -Bewegung geführt, nachdem dieser ein Jahr zuvor den afroamerikanischen Jugendlichen Trayvon Martin erschoss. Ein Jahr später – im Jahre 2014 – erlangte die #blacklivesmatter – Bewegung dann internationale Aufmerksamkeit, nachdem sie auf die Todesfälle der beiden Afroamerikaner Michael Brown und Eric Garner reagierte.

Doch nicht nur in der nahen Vergangenheit hatten die USA mit dem Rassismus gegenüber People of Color zu kämpfen. Das Fundament der Vereinigten Staaten ist auf eben jenem Rassismus gegenüber Minderheiten aufgebaut, welche ihren Höhepunkt in der Sklaverei fand. Doch auch danach hörte die Diskriminierung nicht auf.

– Die Jim-Crow Gesetze –

Die formale Abschaffung der #Sklaverei durch Abraham Lincoln brachte der Schwarzen Bevölkerung nicht die erhoffte Erlösung. Schnell sah sie sich den von der Regierung ausgearbeiteten „Black Codes“ ausgesetzt. Für die folgenden drei Jahre legten diese nun neue Restriktionen fest, die bestimmten, wie, wann und wo Afroamerikaner arbeiten durften und wieviel sie dafür erhalten sollten. Die „Back Codes“ schränkten auch das Wahlrecht für Schwarze Bürger ein und diktierten, wohin Afroamerikaner reisen bzw. wie sie leben durften. Mit der Ratifizierung des 14. Zusatzartikels im Jahr 1868 wurden die „Black Codes“ schließlich für illegal erklärt. Doch innerhalb von zwei Jahrzehnten wurden in den südlichen und einigen nördlichen Staaten die sogenannten „Jim-Crow-Gesetze“ erlassen, die darauf abzielten, Afroamerikaner zu unterwerfen und ihnen ihre Bürgerrechte zu verweigern.

Etwa 80 Jahre lang sahen die Jim-Crow-Gesetze getrennte öffentliche Räume für Schwarze und Weiße Menschen vor, wie z.B. in Schulen, in Bibliotheken, an Wasserbrunnen oder in Restaurants. Die Durchsetzung dieser Gesetze war Aufgabe von niemand Geringerem als der Polizei. Schwarze Bürger, die gegen diese Gesetze verstießen, wurden oft Opfer von Polizeibrutalität. Unterdessen ließen die Behörden Lynchmorde von Weißen an Schwarze ungestraft passieren. Auch machte das Justizsystem die Polizei nicht verantwortlich, wenn sie tatenlos dabei zusah, wie Schwarze Bürger von Weißen Mobs ermordet wurden. So konnte 1917 ein Weißer aufgebrachter Mob den Afroamerikaner Ell Persons ungehindert lynchen. Er wurde ohne amtliche Festnahme von mehreren Weißen Menschen beschuldigt, ein Weißes Mädchen vergewaltigt zu haben. Sie prügelten so lange auf ihn ein, bis er in der Hoffnung, dass sie aufhören würden, ein Geständnis ablag. Anschließend wurde er mit Benzin übergossen, bei lebendigem Leib verbrannt und vor Tausenden von Zuschauern zerstückelt. All dies geschah, während Anwohner tatenlos zusahen und gar Sandwiches und Snacks an Schaulustige verkauften.

– Polizeigewalt gegen Minderheiten: kein Zufallsprodukt sondern System –

Wie bereits festgehalten war es die Aufgabe der Polizei, die Rassengesetze der USA über 80 Jahre lang zu verteidigen. Dies ist eines der Gründe, warum Minderheiten bei der Polizei immer noch selten vertreten sind und warum sich die Polizeigewalt vornehmlich gegen Minderheiten richtet. Die Washington Post listet regelmäßig die Zahl der von der Polizei getöteten Amerikaner nach Herkunft, Geschlecht und anderen Merkmalen auf. Aus der Datenbank der Zeitung geht hervor, dass 229 der 992 Getöteten dunkelhäutig waren. Dies entspricht ungefähr 23% der Getöteten. Bei einem Bevölkerungsanteil von nur 12% heißt das also, dass People of Color in den Vereinigten Staaten relativ gesehen doppelt so häufig ermordet werden, wie andere Bevölkerungsgruppen. Der erste Schritt dieser Diskriminierung ist oft das von der Polizei durchgeführte „Racial Profiling“ bei Afroamerikanern.

Als ein Forschungsteam derUniversität #Stanford Daten analysierte, die zwischen 2011 und 2017 von fast 100 Millionen Verkehrskontrollen gesammelt wurden, um nach Beweisen für eine systematische rassistische Profilerstellung zu suchen, stellte es fest, dass Schwarze Fahrer eher angehalten und ihre Autos eher durchsucht wurden, als es bei Weißen Fahrern der Fall ist. Sie fanden auch heraus, dass der Prozentsatz Schwarzer Fahrer, die von der Polizei angehalten werden, nach Einbruch der Dunkelheit abnimmt, wenn die Hautfarbe des Fahrers schwerer zu erkennen ist. Eine Studie aus dem Jahr 2017 über alle Interaktionen zwischen US-Polizisten und Bürgern mittels Aufnahmen von Körperkameras zeigt ebenfalls, dass die Beamten durchweg weniger respektvoll mit Schwarzen Bürgern sprechen als mit Weißen.

Folglich ist das Problem der exzessiven Polizeigewalt auf Afroamerikaner kein neues Phänomen in den Staaten. Was allerdings in der Tat neu ist, ist die überproportional hohe Todeszahl der Opfer der Corona-Pandemie in den Reihen der afroamerikanischen Bevölkerung.

– Coronavirus deckt systematisches Versagen auf –

Es stellt sich die Frage: Warum haben die mehr als 100.000 Todesopfer der Coronavirus-Pandemie keine Schockwellen ausgesendet? Warum war es die Tötung eines einzigen schwarzen Mannes, welche derart durchgreifende Proteste auslöste? Die Antwort ist so banal und einfach wie sie klingt. Viren unterscheiden zwar nicht zwischen Menschen, Rassismus tut es jedoch. Die seit langem bestehenden Ungleichheiten im amerikanischen Gesundheitssystem und der ungleiche Zugang zu medizinischer Versorgung sind auch während der Coronavirus-Pandemie in den USA zu hervorstechenden Merkmalen geworden. Nach Angaben mehrerer Bundesstaaten und Großstädten ist es wahrscheinlicher, dass Afroamerikaner vermehrt an COVID-19 sterben als ihre Weißen Mitbürger. So kursierte in den US-Medien kürzlich die Aussage:

„Wenn sich das Weiße Amerika mit dem #Coronavirus ansteckt, sterben Schwarze Amerikaner“.

Die Rolle, die die berufliche Wahl zu diesen rassischen und ethnischen Disparitäten beiträgt, verdient ebenfalls Aufmerksamkeit. Aufgrund der beruflichen Segregation sind Schwarze Amerikaner häufig unverhältnismäßig oft in Branchen und Berufen vertreten, die zu den größten beruflichen Risikogruppen zählen. Die Sterberate der an COVID-19 verstorbenen Personen bestätigt diese Tatsache. Beschäftigte im Gesundheitswesen tragen die größte Last von Infektionen, die sie sich im Laufe der Ausübung ihrer Tätigkeit zugezogen haben. In früheren Forschungsarbeiten wurden Unterschiede im Infektionsrisiko bei der Arbeit untersucht. Die Untersuchung zeigt:  Ein großer Anteil Schwarzer Arbeitnehmer ist an Arbeitsplätzen beschäftigt, an denen die Wahrscheinlichkeit einer Infektion höher ist als bei Weißen Arbeitnehmern. Bei Schwarzen Arbeitnehmern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Atemtherapeuten sind (ein Beruf mit nachweislich besonders hohem Risiko) mehr als doppelt so hoch wie bei Weißen Arbeitnehmern.

Schwarze Arbeitnehmer sind auch eher an Arbeitsplätzen tätig, die eine große Nähe zu Anderen erfordern. So machen sie zum Beispiel einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Busfahrern und Postangestellten aus. Zwei wesentliche Berufe, die einen relativ häufigen Kontakt zu anderen Menschen erfordern. Berufe, die beide Gefahren in sich vereinen – hohes Infektionsrisiko und die Nähe zu Anderen, wie z.B. Helfer in der Körperpflege, werden ebenfalls unverhältnismäßig oft von Schwarzen Arbeitnehmern ausgeübt. Dennoch haben Schwarze Arbeitnehmer trotz dieses hohen Risikos oft einen geringeren Zugang zu Leistungen, die das Risiko potenziell mindern oder sie im Krankheitsfall schützen könnten. Obwohl für einige Arbeitnehmer vorübergehend Regelungen zu bezahltem Krankheitsurlaub erlassen wurden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schwarze Arbeitnehmer an Arbeitsplätzen mit bezahltem Krankheitsurlaub beschäftigt werden, geringer. Schwarze Arbeitnehmer sind auch seltener an Arbeitsplätzen tätig, in den Home-Office möglich ist. In einer anderen Analyse vom Brookings-Institut wurden Branchen untersucht, in denen das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes in der derzeitigen Situation am höchsten ist. Zwei der Branchen, in denen die meisten Arbeitnehmer beschäftigt sind – die Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie der Einzelhandel – beschäftigen ebenfalls einen unverhältnismäßig hohen Anteil Schwarzer Arbeitnehmer.

– Fazit –

Folglich erübrigt sich die Frage nach einem System-Update oder Systemwechsel, denn es liegt auf der Hand, dass die gesetzlichen Eingriffe in den USA es nicht vermocht haben, den systematischen Rassismus aus der Gesellschaft zu radieren. Vielmehr hat der Rassismus im Laufe der Geschichte der USA immer neue Formen und Gestalten angenommen und sich somit immer wieder dem neuen sozio-politischen Rahmen angepasst.

Der Rassismus ist dem westlich-kapitalistischen System inhärent, denn das System ernährt sich vom Hass einer großen Bevölkerungsgruppe auf eine kleine Minderheit. Politiker nutzen dies mit populistischen Aussagen und Wahlversprechen, die wiederum den Nährboden für weiteren Hass darstellen. Man denke hierbei bloß an die Millionen Amerikaner, die Donald Trump wegen seiner rassistischen Äußerung gegenüber Mexikanern und Schwarzen überhaupt in das höchste Amt des Landes gewählt haben.

Der Rassismus ist ein Tumor, der entfernt werden muss. Eine andere Behandlung für ihn gibt es nicht. Dies wiederum hat in der Menschheitsgeschichte keine Zivilisation derart gut bewerkstelligt wie der Islam.

So hat es ein abessinischer Sklave Namens Bilal innerhalb weniger Jahre vom Sklaven zum Gebetsrufer des Gesandten (s) geschafft. Er stieg auf das größte Heiligtum des Islam, die Kaba, um zum Gebet zu rufen. Es war genau dieser Bilal, für den Abu Dharr aus Reue seine Stirn auf den Boden lag und den er darum bat, seinen Fuß auf seinen Nacken zu legen. Abu Dharr hatte nämlich zuvor Bilal in einem Streitgespräch als Sohn einer Schwarzen beleidigt, was der Gesandte (s) anprangerte, indem er zu Abu Dharr sprach: „Du bist ein Mann der noch Ignoranz in sich trägt”. (bei Buchari überliefert).

Es ist diese Ignoranz, die die westlichen Politiker weiterhin in sich tragen und die durch das hiesige System gefördert wird.