In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kamen neben italienischen und jugoslawischen Gastarbeitern vor allem Muslime aus der Türkei nach Deutschland. Diese wurden als Gastarbeiter betrachtet, denen man auf gesellschaftspolitischer Ebene keine große Beachtung schenkte. Wie der Begriff Gastarbeiter schon suggeriert, waren es Arbeitskräfte, die nur vorübergehend in das aufstrebende Deutschland immigrieren sollten, um ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Nachdem diese im Laufe der Jahre ihre Familien nachholten zeichnete sich ab, dass die sogenannten Gastarbeiter Deutschland zu ihrem Lebensmittelpunkt machen würden. Dennoch gab es zu jener Zeit keine Integrationspolitik, was sich unter anderem darin äußerte, dass die Kinder auf deutschen Schulen komplett in ihrer Muttersprache – also der Sprache ihrer Heimatländer – unterrichtet wurden. Abgesehen von alltagsrassistischen Übergriffen und Diffamierungen, haben Politik und Medien kaum Notiz von der islamischen Minderheit und ihrer Lebensweise genommen. Weder gab es eine Islamdebatte, noch eine Diskussion über diese kulturell anders geprägten Menschen. In den 90er Jahren jedoch, wurde der Mehrheitsgesellschaft allmählich bewusst, dass Muslime – nun bereits in dritter Generation – ein beständiger Teil des gesellschaftlichen Lebens sind.
Im Jahre 1998 verwendete der Innensenator Berlins, CDU-Mann Jörg Schönbohm, den Begriff der deutschen Leitkultur. Der Begriff der Leitkultur war von den Thesen des Göttinger Politologen Bassam Tibi geprägt, welcher behauptete, dass in heterogen gewordenen Einwanderungsgesellschaften eine Kultur bereits im vorpolitischen Raum dominieren müsse, und dass sich die Einwanderer dieser dominanten Kultur fügen und sich zu eigen machen müssten. Dieses kulturell-hierarchische Denken war die Keimzelle einer polarisierenden Integrationspolitik, welche die deutsche Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten spalten sollte. Im Jahre 2000 bediente sich der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz des Leitkulturbegriffs und etablierte ihn in der Union, welche die kulturelle Hegemonie zum Kern ihrer Integrationspolitik erhob. Dies war ein Paukenschlag, welcher seinerzeit eine Welle der Empörung auslöste. So bezeichneten deutsche Journalisten den Begriff der Leitkultur als fragwürdig, unsinnig, kriminell und als Unwort, welches genauso belastet sei, wie die NS-Begriffe Lebensraum und Untermensch. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle sprach von einem suggerierten Überlegenheitsanspruch der eigenen Kultur, den es nicht gäbe. Besonders scharf störte sich der Zentralrat der Juden an dem zersetzenden Konzept der Leitkultur und stellte öffentlich in Frage, ob Deutschland die richtigen Lehren aus seiner Vergangenheit gezogen hat und erinnerte damit an die Zeit des Nationalsozialismus und die Judenverfolgung. Die Diskussion über die Integrationspolitik wurde im Jahre 2002 auf einen Nenner gebracht, als der damalige SPD-Politiker und Innenminister Otto Schily das Konzept in radikalisierter Form übernahm und unverblümt sagte: Die beste Form der Integration ist die Assimilation.Nach anfänglicher Kritik entwickelte sich nach nur wenigen Jahren ein parteiübergreifender Tenor:
„Die Muslime müssen sich durch eine vollständige Assimilation in die deutsche Gesellschaft einfügen.“
Je nach Sprachrepertoire der unterschiedlichen Parteien, äußert sich dieser Tenor in expliziter oder subtiler Ausdrucksweise. Das Narrativ einer bedrohlichen Unterwanderung der deutschen Gesellschaft durch Muslime, deren Andersartigkeit unter allen Umständen aufgelöst werden müsse, wurde fortan stärker den je verwendet. Mit dem Vokabular des Kulturkampfes stimmten Politik und Medien ein und thematisierten fortan die islamische Bedrohung, die durch eine robustere Integrationspolitik zerschlagen werden müsse. Dieses radikalisierte Denken führte unweigerlich zu immer repressiveren Vorstößen, die sich in Gerichtsurteilen, Gesetzesinitiativen und ultimativ in der Forderung manifestierte, die Muslime müssten ihre eigene Überzeugung zugunsten eines Bekenntnisses zum Grundgesetz aufgeben und das eigene Leben unter dem Primat einer deutschen Leitkultur gestalten. Diese Radikalisierung der Integrationspolitik lässt sich anhand der Ereignisse klar ablesen:
Kopftuchverbot für Lehrerinnen durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahre 2003
Beginn der Deutschen Islamkonferenz im Jahre 2006, um von den Muslimen einen Wertekonsens bezüglich Gleichberechtigung, demokratischer Kultur und Säkularisierung abzuringen
Im Jahre 2010 erklärt Bundeskanzlerin Angela Merkel „Multi-Kulti ist gescheitert, absolut gescheitert“
Gebetsverbot an Schulen durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Jahre 2011
Pflicht zum Schwimmunterricht durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Jahre 2013
Indirekte Bestätigung des Kopftuchverbots für Lehrerinnen durch die Kompetenzverlagerung auf einzelne Schulen seitens des Bundesverfassungsgerichts im Jahre 2015
Assimilations-Aufruf des Bundesinnenministers Thomas de Mazière unter der Überschrift „Leitkultur für Deutschland“ im Jahre 2017
Bundesinnen- und Heimatminister Horst Seehofer erklärt im März 2018 „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens denkt im Mai 2018 öffentlich über ein Kopftuchverbot für Schülerinnen unter 14 Jahren nach, die diesbezüglichen Debatten halten an
Die Radikalisierung der Integrations- bzw. Assimilationspolitik hat sich sukzessive auf die gesamte Gesellschaft übertragen. Mit über zwei Jahrzehnten Islamdebatte konfrontiert, ist der normale Bürger verunsichert, verängstigt und radikalisiert worden, bereit sich einer neuen Rechten anzuschließen, deren ultimatives Feindbild im Islam und den in Deutschland lebenden Muslimen besteht. PEGIDA, Identitäre Bewegung und AfD – die Folgen einer hysterischen Debatte – geführt durch die etablierten Parteien und Medien.
Generation Islam ruft die Muslime auf, sich geschlossen gegen diese Entwicklung zu stellen, ganz gleich welcher Rechtsschule, Denkströmung oder Gruppierung wir angehören mögen. Es gilt, sich geschlossen gegen die Integrationsdoktrin zu stellen – einem Ethnozid, der in der vollständigen Zerstörung unserer Kultur und Identität zu münden droht. Werdet aktiv und beteiligt euch an der Interaktion. Verteidigt eure Identität und zeigt der Mehrheitsgesellschaft den Ausweg aus einer Spirale von Hass, Hetze und Gewalt.