Die Stärke eines Staates zeichnet sich nicht ausschließlich durch seine Größe und militärische Macht aus. Genauso wichtig ist eine politische Weitsicht, verbunden mit strategischem Vorgehen gegen die Feinde von außen. Wenn ein Staat größtenteils oder ausschließlich auf Macht und Stärke setzt, ohne die Gefahren von außen in Form von strategischen Manövern der Feinde zu verfolgen, werden diese leichtes Spiel mit ihm haben. Dies war es, was auch dem osmanischen Reich widerfuhr. Seine Feinde taten sich einerseits gegen ihn zusammen, andererseits täuschten sie ihm ihre Unterstützung vor, wenn es um ihren Vorteil ging. Letztlich war ihr Ziel aber nicht mit den Osmanen zu koexistieren, sondern ihren Staat zu zerstören.
Mitte der 1770er Jahre hatte Russland einige militärische und strategische Erfolge gegen die Osmanen verzeichnen können. Daher setzte es sich über bestehende Friedensabkommen mit den Osmanen hinweg und erwog sich in einen dauerhaften Krieg mit dem osmanischen Staat zu begeben. Also stiftete Russland durch seine Beziehungen zur Krim die dortige Bevölkerung gegen den vertraglich bestimmten Khan (Herrscher) Devlet IV. Giray an und ließ ihn durch den ihnen zugeneigten Bajahin Giray ersetzen. Allerdings spaltete diese Aktion die Bewohner der Krim, sodass Russland gezwungen war diese direkt zu besetzen, anstatt sie von außen zu kontrollieren.
Auf diese Besatzung wollte der osmanische Staat mit einer Kriegserklärung reagieren. Jedoch schaltete sich Frankreich in diesen Konflikt ein und riet den Osmanen davon mit dem Argument ab, dass sich Russland und Österreich vertraglich abgesprochen hätten, gemeinsam kriegerisch gegen die Osmanen vorgehen zu wollen. Gemäß diesem Vertrag wolle Russland im besetzten Walachei (Teil im heutigen Rumänien), Baghdan und Bessarabien (beides heutiges Moldawien) einen christlich-orthodoxen Staat gründen, welcher als Grenze zwischen Russland und den Osmanen dienen solle. Österreich sollte dagegen Serbien, Bosnien, Herzegowina und die Dalmatien einnehmen. Zudem wurde über die Inseln Peloponnes, Kreta und Zypern diskutiert. Laut diesem Plan sollte anschließend Istanbul eingenommen werden, wodurch das „alte byzantinische Reich“ wiederhergestellt wäre. Aus diesem Grund enthielt sich das osmanische Reich einer Kriegserklärung, um der genannten Allianz aus Russland und Österreich keinen Vorwand zur Durchführung ihres Plans zu bieten. Russland provozierte jedoch weiter den osmanischen Staat mit verschiedenen Aktionen und lehnte zudem ein Abkommen ab, wodurch die Osmanen schlussendlich doch 1786 zu einer Kriegerklärung gedrängt wurden. Kurz darauf erklärte auch Österreich, durch seine Allianz mit Russland, den Osmanen den Krieg, weshalb der Staat nun an mehreren Fronten kämpfen musste.
Geschwächt von den innereuropäischen Auswirkungen der französischen Revolution und aus Angst, Russland könnte sein Reich weiter ausbauen und an Stärke gewinnen, schalteten sich England, Holland und Preußen in den Konflikt ein. Sie vermittelten zwischen den beiden Kriegsparteien, sodass es 1792 zum Vertrag von Iaşi (heutiges Rumänien) kam und der Konflikt damit vorerst beendet wurde. Allerdings hatte dieser auch Gebietsverluste für den osmanischen Staat zur Folge, sodass Russland die Krim nun endgültig übernahm.
Ein Grund dafür, dass die europäischen Mächte und Russland so stark agieren konnten, lag in der mangelnden politischen Weitsicht und Erfahrung der osmanischen Kalifen begründet. Die Osmanen waren auf der einen Seite ein sehr militärisches Volk, welches dem Kriegsdienst und den Kämpfern eine große Rolle zukommen ließ, die jedoch auch dafür sorgte, dass der Fokus der Regenten nicht auf strategischer Politik, sondern auf militärischem Drill und Stärke lag. So mischte sich die Gruppe der Janitscharen, einer Elitetruppe und zugleich Leibwache des Sultans, welche teilweise durch ihren Einfluss hohe politische Ämter bekleidete, häufig in politische Entscheidungen ein und übte sogar Druck auf die Regenten aus.
Auf der anderen Seite trat die Schwäche der politischen Arbeit der Kalifen auch dadurch zutage, dass sie oft in den Palästen ihrer Väter aufwuchsen und nur wenig von den Geschehnissen im Staat mitbekamen. So waren viele der Kalifen bei ihrem Amtsantritt unerfahren, abhängig von den Meinungen anderer (z.B. den Janitscharen) und teilweise blauäugig gegenüber den politisch-strategischen Gefahren von außen.
Die politische Unerfahrenheit der Regenten, sowie der Einfluss des Militärs führten dazu, dass die europäischen Mächte und Russland trotz ihrer Zerstrittenheit untereinander mit wenig politischem Druck seitens des osmanischen Reiches rechnen konnten. Sie konnten teilweise ungehindert Pläne schmieden, da die osmanischen Regenten es nicht vermochten die Streitigkeiten der Europäer zu ihrem Vorteil zu nutzen und sich auch wenig bewusst waren, dass eben jene politischen Strategien der Europäer gegen sie selbst verwendet wurden. Gemein war den europäischen Mächten nur, dass sie das osmanische Reich zerstören wollten. Allerdings war dabei jeder einzelne auf seinen eigenen Vorteil bedacht und trat sogar an die Seite der Osmanen, wie in diesem Fall England, Holland und Preußen, wenn befürchtet wurde, ein anderer könnte zu viel Macht erhalten. Diese nur scheinbar existierende Einheit war in Wahrheit ein verfestigtes Konkurrenzdenken zwischen den Europäern, welches sich der osmanische Staat und seine Regenten hätten zunutze machen können.