Ihre Geschichte ähnelt der Geschichte von Millionen uigurischen Muslimen, welche der Folter und Zwangsindoktrination ausgesetzt sind. Sie sind gezwungen, den Islam zu verurteilen, der kommunistischen Partei Chinas die Treue zu schwören, Schweinefleisch zu essen und Alkohol zu trinken. Sie sind gezwungen, Dinge zu tun, die gegen den Islam gerichtet sind.

Was mit mir geschehen ist

Die Geschichte handelt von der Zeit vor 2017, als die Situation noch besser war als danach. Ich bin eine 29 Jahre alte Uigurin. Ich habe vor 5 Jahren in Ägypten geheiratet und gesunde Drillinge zur Welt gebracht und wir lebten alle glücklich zusammen.

Im Jahr 2015 flog ich mit meinen Drillingen in meine Heimatstadt, um meine Eltern zu sehen. Als ich jedoch am Flughafen in Ürümqi ankam, wurde ich gefesselt und mir wurde ein dunkler Sack über meinen Kopf gezogen. Meine Drillinge wurden von mir getrennt. Ich hatte keine Ahnung, was ich falsch gemacht hatte. Natürlich hatte ich keine Verbrechen begangen. Die Behörden haben mich wiederholt verhört und mit Stromschlägen gefoltert.

Eines Tages wurde ich auf Bewährung entlassen und es wurde mir gesagt, dass meine Kinder krank seien. Ich konnte sie nur durch ein Glasfenster im Krankenhaus sehen, aber… am nächsten Tag gaben sie mir die Leiche meines Sohnes. Er war mein ältester Sohn, der als größter unter den Drillingen geboren wurde. Alle drei Babys waren an ihrem Halsbereich operiert worden. Mir wurde lediglich gesagt, dass es darum ging, sie durch ein Rohr in ihrem Hals zu füttern, doch es gab keine weiteren Informationen als das. Dann kehrte ich zu meinem Haus im Landkreis Cherchen zurück und begann zu arbeiten, aber bald bekam ich einen Anruf von den Behörden.

„Wir werden dich auf die Fahndungsliste setzen, wenn du dich nicht stellst.“

Ich hatte keine andere Wahl, als zur Polizei zu gehen. Das war das zweite Mal, dass ich inhaftiert wurde.

„Warum bist du ins Ausland gegangen?! Erzähl uns, wen du dort getroffen hast!“

Ich wurde drei Tage und Nächte lang ohne Schlaf verhört und immer wieder von mehreren Polizisten verprügelt. Es war zu schwer, die Folter zu ertragen und ich murmelte… versehentlich

„…Allah“

Dann sagten sie mir

„Wenn Allah mehr Macht hat als wir, soll Er versuchen zu kommen, um dich zu retten… Wir werden dich nicht so leicht sterben lassen.“

Ich dachte immer wieder darüber nach, Selbstmord zu begehen, aber ich konnte wegen der Überwachungsmaßnahmen keine Schritte einleiten. In der Zelle waren die Lichter 24 Stunden lang immer an und es gab Kameras an allen vier Ecken, um uns zu beobachten. Mehr als 50 Personen wurden festgehalten, sodass es nicht genügend Platz zum Ausruhen gab und wir alle zwei Stunden abwechselnd schlafen mussten. Tagsüber mussten wir dafür beten, dass der Vorsitzende der Kommunistischen Chinesischen Partei ein langes Leben führt und Lieder singen, die den Kommunismus ehren.

Sie zwangen uns, verschiedene Arten von unbekannten Pillen zu nehmen und gaben uns jeden Tag Spritzen. Durch die Injektion schwoll die Stelle an, wodurch ich mich eine Woche lang schwach fühlte und gelegentlich einen Gedächtnisverlust erlitt.

Einige wenige Personen wurden ständig aus ihren Zellen herausgebracht, aber gleichzeitig sind kontinuierlich neue Personen hinzugekommen. Wir hörten Schläge und die Männer schreien und Menschen aus anderen Zellen, die auf dem Boden geschleift wurden. Es gab eine Frau, die starb, nachdem sie über einen Monat lang geblutet hatte. Ich wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, nachdem ich durch die Schläge das Bewusstsein verloren hatte. Ich konnte zu meinem Haus zurückkehren, aber zwei Bedienstete verfolgten mich. Sie blieben bei mir zu Hause, aßen unsere Speisen und folgten mir jedes Mal, wenn ich hinausging. Deshalb konnte ich keine Wahrheiten aussprechen… nicht einmal meinen Eltern.

Nach einer kurzen Weile wurde ich zum dritten Mal inhaftiert. Ich war in einer orangefarbenen Gefängnisuniform gekleidet und mir wurde gesagt

„Sie sind lebenslänglich inhaftiert oder werden zum Tode verurteilt. Seien Sie vorbereitet.“

Dann sagte mir die Polizei, ich solle einen Brief an meinen Mann und an meine Kinder schreiben, da ich bald sterben werde.

„Wir werden den Brief an sie schicken. Also sag uns, wo sie wohnen.“

Da meine Kinder die ägyptische Staatsbürgerschaft besitzen, stellte die ägyptische Regierung fest, dass meine Kinder und ihr Vater nicht zusammen waren und fragte die Behörden nach dem Grund. Also erlaubten mir die Behörden, meine Kinder nach Ägypten zu bringen. Aber sie haben 26 meiner Verwandten festgenommen und mir gesagt

„Wenn Sie innerhalb von zwei Monaten nach China zurückkehren, werden wir Ihre Verwandten freilassen.“

Was ist der Grund dafür, dass ich in den letzten 3 Jahren so viele Schwierigkeiten hatte? Es ist, weil ich eine Uigurin bin. Gleich nach meiner Ankunft in Ägypten stellte ich fest, dass mein Mann vermisst wurde. Von seinem Kollegen erfuhr ich, dass er nach Xinjiang zurückkehrte, um mich zu suchen, und am Flughafen festgehalten und zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Während meines Aufenthalts in Ägypten riefen mich die Behörden viele Male an. Wir werden Sie nicht festnehmen und versprechen, Ihnen einen Job zu geben, der Ihrer Karriere entspricht, also kommen Sie zurück nach China. Die gesamte Kommunikation mit meinen Verwandten wurde eingestellt. Meine Kinder und ich wurden schikaniert, selbst als wir in Ägypten waren. Schließlich fing es auch in Ägypten an, dass Uiguren abgeschoben wurden. Es gab Schikanen, wie z.B. um Mitternacht an der Tür zu klingeln, mich in einem Lebensmittelgeschäft zu bedrängen und von Chinesen in einem Auto verfolgt zu werden.

Wegen der Schikanen mussten wir dreimal umziehen. Als ich im Krankenhaus untersucht wurde, sagte mir mein Arzt, dass ich nicht schwanger werden könne. Die im Lager eingenommenen Medikamente und Injektionen schienen eine Schwangerschaft zu verhindern. Mein ältester Sohn, der verstorben ist, wird auf keinen Fall zurückkehren. Also nahm ich meinen Mut zusammen und beschloss, der Welt zu erzählen, was mit mir geschehen war.

Mein Name ist

Mihrigul Tursun

Bitte…

Bitte informiert euch mehr über die Uiguren.

Ich hoffe, dass meine Geschichte so viele Menschen wie möglich erreicht und mehr Uiguren auf der ganzen Welt helfen kann.