Die Vergewaltigung und der Mord an einer 19 Jahre alten Medizinstudentin aus Freiburg soll ein 17 Jahre alter Flüchtling begangen haben. Man spekuliert derzeit, ob der aus Afghanistan stammende junge Mann schon zuvor straffällig wurde. Auch die Vergewaltigung und der versuchte Mord an zwei chinesischen Studentinnen soll von einem aus Irak stammenden Flüchtling begangen worden sein,
so teilte es zumindest die Pressekonferenz der Bochumer Staatsanwaltschaft mit.

Als seien diese Taten an sich nicht schon schlimm genug, wird nun rund um diese Verbrechen eine weitere Debatte geführt. Diese soll nämlich aufklären, inwieweit das Herkunftsland, die Kultur des Herkunftslandes und das damit zusammenhängende Frauenbild mitverantwortlich gemacht werden können für diese Taten. So schreibt etwa die Bild: „Zwei Flüchtlinge sind dringend tatverdächtig, vergewaltigt und in einem Fall sogar gemordet zu haben. Aber kann und darf die Tat mit ihrer Herkunft in Verbindung gebracht werden? Die Fakten, die Debatte, was Flüchtlinge sagen.“ Sie titelte vorher: „Die große Debatte um das Frauenbild von Flüchtlingen!“ Auch sonst liest man ähnliches in der hiesigen Medienwelt.

Warum die Frage schon falsch ist

Haben die Flüchtlinge ein fragwürdiges Frauenbild? Sehen die Flüchtlinge die Frauen, die in diese Gesellschaft leben als minderwertig an? Sind die Flüchtlinge… Die Frage ist schon ungewöhnlich, wenn von DEN Flüchtlingen als homogene Gruppe gesprochen wird. Man will doch einen möglichen Zusammenhang zwischen Herkunftsland und Straftaten herstellen, aber warum spricht man dann von den Flüchtlingen als solches? Von welchem Land reden wir? Afghanistan? Irak? Von welcher Kultur reden wir? Wie religiös sind diese Leute? Welche Religion haben sie überhaupt? Dies zeugt nicht von einer Homogenität der Flüchtlingsgruppe, sondern von der eurozentristischen Sicht, die man auf die hier ankommenden Menschen anwendet: „Das sind die, die von da unten kommen.“

Gerne wird auch behauptet, die Leute, die aus einer anderen Kultur kommen, seien per se frauenfeindlich. Dieser Vorwurf wird mittlerweile als sprachliche Keule missbraucht, um zu sagen, dass jemand unzivilisiert ist. Aber auch hat diese Phrase einen psychologischen Aspekt, denn wenn ich mich die ganze Zeit darüber beschwere, wie frauenfeindlich jemand ist, dann bedeutet dies implizit, dass ich mich und meine Ansichten als ausgesprochen frauenfreundlich sehe. Ob dies bei der oben erwähnten Bild als Beispiel tatsächlich der Fall ist, muss nicht erläutert werden.

Feststeht, dass seit dem Ankommen der Flüchtlinge die Quote der Straftaten in Deutschland nicht auffällig gestiegen ist. Bei der Polizei nimmt man die Landes- oder Religionszugehörigkeit als kein separates Untersuchungsmerkmal bei einer Straftat auf oder sucht nach möglichen Tätern, die solch ein bestimmtes Profil erfüllen. Und dies hat auch gute Gründe.