Der 11.September 2001 gilt als Wendepunkt der Kriegsführung der USA und mit ihnen auch der Europäischen Union in der islamischen Welt. Unabhängig davon, dass diese Kursänderung eher ein taktisches Manöver war und die Art und Weise, wie man mit den islamischen Ländern umgeht nur kaum geändert hat, haben die Anschläge von 9/11 immer wieder als Legitimationsgrund für militärische Interventionen im Nahen- und Mittleren-Osten herhalten müssen.
Seit dem Bush den „Krieg gegen den Terror“ ausgerufen hat, ist die USA in sieben Länder direkt militärisch aktiv geworden: Irak, Jemen, Somalia, Pakistan, Libyen, Syrien und Afghanistan. Doch wer denkt, dass sie in diesen Ländern waren, um eine bessere Lage für die Bevölkerung herbeizuführen, hat sich geschnitten. Denn genau in diesen Ländern haben sie vor allem den Zerfall ganzer Staaten und die Zersplitterung der Bevölkerung bewirkt.
Dabei hat man das Label „Terrorist“ nach belieben und häufig falsch verwendet. So galten die Aufständischen in Libyen zur Zeit des Arabischen Frühlings lediglich als Aufständische. Als dann aber im September 2012 der US-Botschafter Chris Stevens getötet worden war, war der Ruf „Terroristen“ überall von amerikanischer Seite zu hören. Die Reaktion war wie so häufig: Militäreinsätze zur Vergeltung.
Auch im Irak hat man viele Teile der sunnitischen Widerstandsbewegung zu Zeiten der Besatzung als „Terroristen“ abgestempelt und sie gleichgesetzt mit bestimmten „dschihadistischen“ Organisationen, obwohl dies bei weitem nicht der Fall war. Die Gleichsetzung von Widerstand und Terrorismus, immer dort, wo einem der Widerstand nicht passt, ist einerseits ein immer wieder verwendeter Legitimationsgrund für Kriege und auf der anderen Seite wurden diese Widerstandsbewegungen nur zu häufig als Sündenbock für das hingehalten, was in der jeweiligen Region schief läuft. Ohne sich die Frage zu stellen, ob es nicht doch auch an der militärischen Zerstörung der USA liegen könnte, dass Regionen in eine tiefe Krise gestürzt werden.
Die Reaktion des Westens auf Probleme im Nahen- und Mittleren-Osten, ist immer die selbe: Mehr Waffen mehr Militäreinsätze. Diese führen wiederum zu neuen Krisen und so geht es fort. Über die Zeit hinweg wird zwar nicht der Einsatz von Waffen in Frage gestellt, sondern es werden die Taktiken geändert, mit denen man Waffen einsetzt. Große Bodenoffensiven sind erst einmal Geschichte, der neue Stil heißt Drohnenangriffe.
Dabei gibt es viele Gründe, warum die USA auf diese Weise verfährt. Einer ist die enorme Rüstungslobby in den USA: Die Kriege rechnen sich für die USA. So hat sich der Aktienkurs des größten US-Rüstungskonzern (Lockheed Martin) zwischen Mitte 2010 und Mitte 2014 verdreifacht und zwischen Mitte 2013 und Mitte 2014 sogar verdoppelt. Am 6. Oktober 2014 berichtete die Medienanstalt Bloomberg: „Angeführt von Lockheed Martin werden die Aktien der Rüstungsunternehmen zu Höchstpreisen gehandelt. Die Aktionäre profitieren von den eskalierenden Konflikten weltweit.“ Auch hieß es: „Die Investoren erwarten steigende Absatzzahlen für die Produzenten von Lenkwaffen, Drohnen und anderem Kriegsgerät […]“. Zudem hieß es passend zum damaligen Zeitpunkt, dass „die USA der größte Waffenlieferant Israels, das gerade eine 50-tägige Offensive gegen die Hamas im Gazastreifen hinter sich hat“ nun die Waffenbestände Israels wieder auffüllen muss.
Bezüglich der Drohnenangriffe im Irak und in Syrien sagte Richard Aboulafia von der Marktforschungsfirma ‚Teal Group‘ schon im Jahre 2014: „Aus der Sicht der Verteidigungsindustrie ist es der perfekte Krieg“. Auch der ehemalige CIA-Chef Leon Panetta kommentierte die Luftschläge der USA im August 2014 in Syrien und Irak mit den Worten: „Dieser Krieg wird […] sich neuen Gefahrengebieten in Nigeria, Somalia, Jemen, Libyen und sonstwo zuwenden.“ Was bedeutet, dass die USA es nicht zulassen wird, dass der Krieg in der islamischen Welt abbrechen wird, dafür ist er viel zu profitabel, um Freiheit und Menschenrechte geht es dabei nicht.
Der amerikanische Journalist Glenn Greenwald sagt: „Es ist mittlerweile nicht mehr vorstellbar, dass sich die USA nicht im Krieg befinden. Das wäre eine Sensation, wenn das noch zu unseren Lebzeiten geschehen sollte. Regierungsbeamte sagen es ganz offen: Der Begriff ‚endloser Krieg‘ ist keine rhetorische Floskel, sondern eine präzise Zustandsbeschreibung amerikanischer Außenpolitik. Warum, ist nicht schwer zu verstehen. Ein endloser Krieg rechtfertigt Geheimniskrämerei, den Machtzuwachs der Regierung und die Aushöhlung von Bürgerrechten. Gleichzeitig werden Steuermittel in gewaltiger Höhe in den ‚Homeland Security‘ und die Waffenindustrie gesteckt.“
Es gibt nur wenige Szenarien in denen es realistisch wäre, dass die USA an ihrem Handeln gehindert werden. Eines dieser Szenarien ist aber weder abwegig noch unmöglich zu erreichen: Die islamischen Länder emanzipieren sich auf der Grundlage des Islam und handeln mehr oder weniger autark. Die Möglichkeiten dazu gibt es, allerdings liegt es auch an uns den Menschen Hoffnung zu machen und ihnen zu zeigen, wie der Islam sie aus diesen Repressionen befreien kann.