Merkt ihr auch, wie am Islam gezerrt wird, um ihn zu verzerren? Es wird versucht ihn uns wegzunehmen, umzuinterpretieren, um ihn uns dann verunstaltet vorzulegen und vorzudiktieren. Wie schon in früheren Beiträgen aufgezeigt reichen solche Sabotage-Versuche auf die Zeit des Propheten, der 12 Jahrhunderte langen islamischen Kultur-Geschichte, als auch auf die Versuche der Orientalisten den Islam gemäß ihrer politischen Agenda zu verunstalten, zurück. Doch gerade in jüngster Zeit werden wir Zeuge einer neuen und in dieser Form bisher nicht dagewesenen Welle von Angriffen auf die normativen Aspekte des Islams seitens pseudo-religiöser Autoritäten von aller Herren Länder. Es melden sich sogar rein säkulare Instanzen, wie der Diktator Ägyptens Abdul-Fatah As-Sissi mit seiner Forderung nach der “Erneuerung des religiösen Diskurses”, zu Worte. Diesem Vorbild folgte der französische Präsident Macron im vergangenen Jahr, als er für eine vollständige Neuausrichtung des Islams in Frankreich, plädierte. Eine höhere Stufe der Arroganz ist fast schon undenkbar, als sich hinzustellen und die Überzeugung von Millionen von Menschen einfach umzugestalten wollen. Aber wie sieht es in Deutschland aus?

Deutschland steht hierin seinem Nachbarn in nichts nach. Hierzulande spiegelt sich diese Tendenz in einem wachsenden Drang seitens des Staates wieder, in die inner islamischen Strukturen zu intervenieren. Ziel ist es hierbei, muslimische Institutionen und Strukturen zu vereinnahmen. Im gleichem Atemzug schreckt der Staat vor keiner noch so abstrusen Idee zurück, um einen säkularen, liberalisierten Staats-Islam, sprich einem Islam made in Germany zu kreieren. In diesem Rahmen gab es u.a. tölpelhafte Ansätze, welche sich die Agenda in ungenierter und penetranter Manier förmlich auf die Stirn geschrieben haben, wie die sogenannte liberale Moschee in Berlin, die von der Hobby-Theologin und selbsternannten Imamin Seyran Ates gegründet wurde. Andererseits gab es dem Augenschein nach ernstzunehmendere Bemühungen, wie beispielsweise die deutsche Islam-Konferenz, die unter den Gnaden des weltoffenen Orientkenners Horst Seehofer höchstpersönlich abgehalten wurde, dessen theologischen Qualifikationen und Kompetenzen lange Zeit der Öffentlichkeit verborgen schienen. Ganz zu schweigen von pubertierenden pseudo-islamischen Social-Media Akteuren, die getrieben von einem zwanghaften Anpassungswahn eine Marktlücke für die Auslebung ihres Minderwertigkeitskomplexes gefunden haben, nicht selten sogar noch öffentlich-rechtlich finanziert und somit nicht nur ideologisch staatlich gebunden sind, sondern auch monetär.

Doch die Frage die sich Angesichts dieser Verklärungsversuche stellt, ist welche Institutionen und Personen sollen gegenwärtig und zukünftig federführend auf der Metaebene hinter der Politik, den Meinungsmachern und Influencern, die inhaltlich-ideelle Grundlage hierfür liefern? Wem macht sich der deutsche Staat als Hofideologen  gefügig? Wer erhält die undankbare Aufgabe, die Deutungshoheit über den Islam im Interesse des Staates zu formen und zu monopolisieren? Hierzu bitten wir den Kronzeugen auf die Bühne. Er ist gewillt ein öffentliches und offenes Geständnis abzulegen. Gestatten: Jan Felix-Engelhardt. Engelhardt promovierte im Fachbereich islamische Theologie und hat in seiner Promotionsarbeit die Rolle der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gegründeten Zentren für Islamische Theologie, bei der Bildung eines Staatsislams thematisiert und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. Und was hat er nun offengelegt? Diese Zentren der islamischen Theologie wurden ab dem Jahr 2011 gegründet, mittlerweile gibt es bundesweit 7 Standorte, mit etwa 2000 Studierenden. Derzeit besteht ein 5 Jahresvertrag der eine Förderung in Höhe von 44 Millionen Euro von Seiten des Ministeriums gewährleistet. Engelhardt gesteht die Kontrollabsichten des Staates unverblümt ein:

So erweist sich die Einführung der Deutschen Islam Konferenz, die Kooperation zwischen staatlichen Institutionen und islamischen Organisationen auf Bundes- und Landesebene, die Einführung des islamischen Religionsunterrichts oder der Aufbau einer islamischen Wohlfahrt als Teil des Versuchs, den Islam in struktureller und inhaltlicher Hinsicht zu inkorporieren und dadurch dessen Kontrolle zu erleichtern.”

Im Klartext, der Staat möchte die Deutung des Islams in seine Hand nehmen. Diesbezüglich stützt sich Engelhardt auf die CDU-Politikerin Annette Schawan. Sie glorifizierte die Einführung der Islamischen Theologie als Meilenstein einer modernen Integrationspolitik.

Doch trotz der Konzipierung dieses Studienfaches, der finanziellen Fördermittel und der allgemeinen Ausrichtung des Studienfachs hin zu einem “Islam” deutscher Prägung, drückt Engelhardt seine Skepsis gegenüber den Theologen selbst aus, welche mit dieser undankbaren Aufgabe betraut wurden, so schreibt er:

[…]dass jenes Zähmungsinteresse des Staats und Beheimatungsinteresse der Theologen nur teilweise deckungsgleich ist und dass die Theologen die ihnen zugewiesen Rolle im Domestizierungsprozess des Islams kritisch sehen.“

Aha, der Staat hat also ein Zähmungsinteresse. Er möchte den Islam von seiner wahren Natur entfremden und ihn zähmen, ihm zu etwas machen, was er nicht ist.

Diese Aussage klingt vielleicht derb, beschreibt aber in sehr einfachen und deutlichen Worten, was sich hinter der Agenda verbirgt. Wir befinden uns also in einem Domestizierungsprozess. Halt. Wie bitte? Domestizierungsprozess? Ein Begriff der in der Biologie gebraucht wird um innerartliche Veränderung bei Wildtieren durchzuführen, sodass sie zu Haustieren werden. Gefügig, unkritisch, anhänglich, abhängig und natürlich loyal zum Herrchen. Um das Kind beim Namen zu nennen, wir Muslime sind also Wildtiere und müssen domestiziert und gezähmt werden. Ungeschickt und völlig unbeabsichtigt, wenn Nachfahren der Kolonialherren solch eine Wortwahl beim kulturellen Kolonialismus im Innern, sprich der Assimilationspolitik nutzen. Aber bleiben wir doch bei Engelhardts politisch korrekter und zur westlichen Natur passender Metapher. So nehmen im Integrationszirkus Deutschlands alle staatlichen Instanzen samt Ministerin und Religionsbeauftragten sowie die staatlichen Förderstellen, die Rolle der Dompteure ein. Dabei symbolisiert die Peitsche des Dompteure die mediale Stigmatisierung und die repressive Verbotspolitik. Wie es im Zirkus so üblich ist, obliegt den Akrobaten unter allen Artisten das riskanteste und gefährlichste Unterfangen. Sie müssen auf dem hauchdünnen Seil der politischen Korrektheit und theologischen Vertragbarkeit, einen Seiltanz hinlegen, der sowohl ihren Arbeitgeber und Vorgesetzten zufriedenstellt, als auch die Gemüter der muslimischen Community nicht verärgert. Sie müssen beim balancieren aufpassen nicht runterzufallen, da sie sich sonst was brechen könnten und für diese Aufgabe nicht mehr zu gebrauchen wären. Die Clowns dürfen natürlich in keinem Zirkus fehlen. Sie übernehmen hierbei den amüsanten, massentauglichen und jugendgerechten Teil.

Obwohl sich die Institutionen und Personen sehr stark unterscheiden, arbeiten einige wissentlich und andere auch unwissentlich, auf ein und dieselbe Agenda hin, nämlich einen sogenannten Islam deutscher Prägung zu generieren, dessen Deutungshoheit staatlich gelenkt wird und es sich zur Aufgabe gemacht hat, kernislamische Ideen einer Zweckentfremdung zu unterziehen. An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass nicht alle Lehrkräfte oder Studierende eine schlechte Intention haben oder diese Agenda befürworten, ganz im Gegenteil, es handelt sich bei dem Fach der islamischen Theologie um einen bekenntnisorientierten Studiengang. Die Teilnehmenden sind bekennende Muslime, die sich mit dem Islam wissenschaftlich auseinandersetzen möchten. Nicht ohne Grund wird das Personal kritisch beäugt, wie es Engelhardt schon zu Bedenken gegeben hat. Eines muss uns ganz bewusst sein. Für die muslimische Community in Deutschland ist es signifikant, die staatliche Agenda zur Schaffung eines sogenannten Euroislams, zu erkennen, sich dagegen zu positionieren und sich nicht von staatlichen Akteuren, instrumentalisieren zu lassen.

Die deutsche Islamkonferenz, Social Media Auftritte von Muslimen, die durch öffentlich-rechtliche Content-Netzwerke gefördert und geframet werden und die Studiengänge der islamischen Theologie, eint der Versuch die Deutungshoheit des Islams durch diverse Projekte, Lehrpläne und  Maßnahmen, tonangebend mitzubestimmen und ihm eine deutsche und europäische Prägung zu verleihen, die natürlich im diametralen Widerspruch zur wahren Natur des Islams steht.

“Wenn ihnen Unsere Zeichen als klare Beweise verlesen werden, sagen diejenigen, die nicht die Begegnung mit Uns erwarten: „Bringe einen anderen Qur´an als diesen oder ändere ihn ab.“ Sag: Es steht mir nicht zu, ihn von mir selbst aus abzuändern. Ich folge nur dem, was mir (als Offenbarung) eingegeben wird. Gewiß, ich fürchte, wenn ich mich meinem Herrn widersetze, die Strafe eines gewaltigen Tages.” [10:15]