Al-Walid wurde 668 n.Chr. geboren und übernahm das Amt des Kalifen von seinem Vater Abd al-Malik bin Marwan nach dessen Tod im Jahre 705.
In seiner Amtszeit baute er die Strukturen des umayyadischen Kalifats von innen aus und eröffnete viele Länder für den Staat. So ereigneten sich Eröffnungen im Osten und im Westen, sowie in Andalusien (dem heutigen Spanien) bis hin nach Frankreich. Man sagt, das Kalifat hatte zu seiner Zeit die größte Ausdehnung gehabt.
Im Inland ist Al-Walid dafür bekannt, dass sowohl gottesdienstliche Handlungen, als auch die medizinische Versorgung erleichtert worden. Bezogen auf gottesdienstliche Handlungen begann Al-Walid nur einen Monat nach Amtsbeginn mit dem Ausbau der christlichen Basilika in Damaskus zur heutigen Umayyaden-Moschee. Zudem lies er die Propheten-Moschee in Medina vergrößern und förderte den Straßenbau, vor allem den Weg für die Pilger nach Mekka. Dazu errichtete er in Abständen Herbergen und Brunnen für die Reisenden. Zudem ehrte er jene, die den Koran lehrten und auswendig konnten, sodass jenen sogar ihre Schulden erlassen wurden.
Bezüglich der medizinischen Versorgung ließ er spezielle Krankenhäuser für Leprakranke erbauen. Diese Krankenhäuser wurden in den Vororten um Damaskus errichtet und waren in gewissem Maße isoliert, damit die Verbreitung der Lepra eingedämmt wird. Zudem sollte Gehbehinderten sowie blinden Menschen eine unterstützende Person zugewiesen werden.
Ein weiteres interessantes Ereignis im Leben Al-Walids, welches auch seinen Respekt den gelehrten und wissenden Personen gegenüber beschreibt, fand zur Zeit der Pilgerreise im Jahre 710 n. Chr. statt. In diesem Jahr pilgerte Al-Walid nach Mekka um die Hajj zu vollziehen und besuchte zudem auf seiner Reise die Stadt Medina bzw. die dortige Propheten-Moschee. Der damalige Statthalter Medinas, ‘Umar bin ‘Abd al-‘Aziz, ordnete die Aufsichts- und Verantwortungspersonen Medinas an, den Führer der Gläubigen Al-Walid willkommen zu heißen. Zudem wurde die Propheten-Moschee geräumt, sodass sie völlig leer war. Ein alter Mann jedoch blieb in der Moschee sitzen. Sein Name war Sa’id ibn al-Musaiyab. Er galt als einer der wichtigsten Rechtsgelehrten seiner Zeit und stand in dem Kreis der „sieben Rechtsgelehrten von Medina“. Ein ihn auszeichnendes Merkmal war, dass er den Herrschern, vor allem den umaiyadischen Kalifen, sehr distanziert und kritisch gegenüberstand. So weigerte er sich auch die Propheten-Moschee auf Grund seines Besuchs zu verlassen und es wagte auch niemand ihn diesbezüglich aufzufordern.
Al-Walid betrat die Propheten-Moschee, begann in ihr umherzugehen und an verschiedenen Plätzen zu beten. ‘Umar ibn ‘Abd al-‘Aziz begleitete ihn dabei und versuchte ein Treffen zwischen Al-Walid und Sa’id ibn al-Musaiyab zu vermeiden, damit es zu keiner Spannung zwischen den Beiden kommt. Jedoch sah Al-Walid ihn nach einer Weile und fragte ‘Umar ibn ‘Abd al-‘Aziz: „Wer ist das? Ist das Sa’id ibn al-Musaiyab?“ ‘Umar antwortete: „Ja, oh Führer der Gläubigen. Und wenn er wüsste, dass Ihr kommt, würde er aufstehen und euch begrüßen.“ Al-Walid entgegnete: „Ich weiß über seinen Hass uns gegenüber Bescheid.“ ‘Umar versuchte zu beschwichtigen und sagte, dass Sa’id eben sei wie er sei und lobte ihn. Zu ‘Umar’s Erstaunen fing auch al-Walid an Sa’id für sein Wissen und seine Religiosität zu loben.
Daraufhin ging al-Walid zu Sa’id ibn al-Musaiyab und begrüßte ihn. Dieser blieb jedoch an seinem Platz sitzen. Al-Walid fragte daraufhin: „Wie geht es dir Scheikh?“ Dieser antwortete: „Gut, Alhamdulillah. Und wie geht es dir, Führer der Gläubigen?“ Al-Walid entgegnete: „Gut Alhamdulillah“ und kehrte anschließend zu ‘Umar ibn ‘Abd al-‘Aziz zurück. Bei diesem sagte er: „Er ist der Rechtsgelehrte der Menschen“ ‘Umar antwortete: „Gewiss, oh Führer der Gläubigen.“
Al-Walid wusste um die Abneigung Sa’id ibn al-Musaiyabs ihm als Herrscher gegenüber. Dennoch ließ er ihn gewähren und beharrte nicht auf seine Stellung oder Ähnlichem, aus Respekt gegenüber Sa’id ibn al-Musaiyab für dessen Wissen und Gelehrsamkeit.
Al-Walid starb im Jahr 715 n.Chr. Möge Allah mit ihm zufrieden ein.