Die Kölner-Silvesternacht war für viele Rechtspopulisten ein gefundenes Fressen. Einfach alle, die nicht der eigenen fremdenfeindlichen Gesinnung entsprachen, konnte man nun öffentlich an den Pranger stellen. Die Flüchtlinge, da sie die Wurzel allen kriminellen Übels zu sein schienen, die Polizei, da diese nicht in die Geschehnisse eingriff, wie sie es hätte tun sollen und all diejenigen, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aussprachen. Die Stimmung hat sich seit dem auch nicht wirklich geändert und der Zulauf zu rechten Parteien und Gruppierungen ist nicht gerade gesunken.
Vor allem seit diesem Ereignis trauen viele der Polizei und den öffentlichen Zahlen nicht mehr, was die Kriminalität von Flüchtlingen angeht. Zahlen werden angeblich gefälscht, die Herkunft der Täter verschwiegen oder Delikte gar nicht erst öffentlich gemacht. Dies alles komme noch zu der bereits erhöhten Kriminalität von Flüchtlingen hinzu, so die Devise.
Einer derjenigen, die gerne auf diesen Zug aufspringen und sich lauthals über die Kriminalität der Flüchtlinge und die angeblich zu milde Polizei beschwert, ist Rainer Wendt. Rainer Wendt ist deutscher Polizist und seit 2007 Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Wendt hat auch gute Gründe, sich über diese Themen aufzuregen, denn er verdient gutes Geld damit. Sein Buch „Deutschland in Gefahr“ ist seit Erscheinen im Herbst ein Bestseller. So reißerisch wie der Buchtitel schon klingt, ist auch der Inhalt. Er beschwert sich über „Spaßpädagogik“ und „Kuscheljustiz“ und einen immer „schwächer und wehrloser“ werdenden Staat. Auch zu Muslimen hat sich Wendt eindeutig geäußert.
Wendts kläglicher Versuch, ein deutscher Abklatsch Donald Trumps zu werden, ist bis jetzt nicht geglückt, gerne sieht er sich aber trotzdem in dieser Rolle. Aber nicht nur Trump scheint sein geistiges Vorbild zu sein. Auch ähneln die Äußerungen, die er tätigt und die Vorgehensweise, aus dem Schüren von Angst Profit zu schlagen, einem schon fast vergessenen Populisten: Thilo Sarrazin. Nicht nur dass Wendt genauso wie Sarrazin seine pseudo-soziologischen Theorien in einem Buch verfasst hat, er spricht auch gern über seine genetischen Erkenntnisse, die er über die Muslime gesammelt hat. So antwortete er auf Nachfrage eines Magazins bezüglich der Kriminalität von Flüchtlingen: „Das ist kein Flüchtlingsthema, sondern hier geht es um die Machokultur junger Muslime. … Eine Kultur, die ihnen sagt, du bist hier der Obermacker in dieser Familie. Frauen sind weniger wert. Frauen muss man weder beachten noch respektieren. Das gehört fast zu den genetischen Grundbausteinen dieser Kultur.“ Sein Vorschlag? Racial Profiling, also eine Art verstärkte Verdächtigung aufgrund äußerer Merkmale.
Genauso wenig, wie man Sarrazin damals wirklich ernst genommen hat, tut man es heute bei Wendt auch. Aber dennoch, selbst wenn Wendt nur eine Eintagsfliege in der Geschichte der deutschen Politik zu sein scheint, der Zuspruch, den er erhält, ist erschreckend. Viele Leute wollen, dass jemand wie Wendt kommt und diese Themen anspricht, auch wenn sie kein Hand und Fuß haben. Das Klima ist vergiftet und Leute wie Wendt streuen Salz in die Wunde.
Fakt ist, genauso wie es unter den Flüchtlingen Kriminalität gibt, gibt es diese auch unter der Mehrheitsgesellschaft, das ist weder Beschönigung noch Schwarzmalerei. Doch gestiegen ist die Quote der Kriminalität nicht, seitdem es den Flüchtlingszulauf nach Deutschland gab, dies ist keine Behauptung, sondern basiert im Gegensatz zu Wendts Äußerungen auf offiziellen Zahlen, die man an den verschiedensten Orten in Deutschland ermittelt hat.